LÜBECK (dpa-AFX) - Der 3D-Druckerhersteller SLM Solutions steckt schon länger tief in einer Krise. Seit dem geplatzten Übernahmeversuch durch den US-Elektrokonzern General Electric (GE) Ende 2016 halten sich viele Kunden mit großen Bestellungen zurück. Aber das Unternehmen muss sich auch mit Fehlern aus der Vergangenheit auseinandersetzen. Dies schlägt sich alles auch auf die Bilanz des Konzerns und die Entwicklung der Aktie nieder. Der neue Vorstand will gegensteuern. Was beim Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI SLM SOLTIONS:

Die SLM Solutions AG wurde mit dem Börsengang 2014 gegründet, die Wurzeln des Unternehmens reichen aber bis ins 19. Jahrhundert zurück. Das Unternehmen verdient sein Geld vor allem mit Maschinen zur Laserschmelze, die in der Luft- und Raumfahrt, der Energiebranche, Medizintechnik und im Automobilsektor genutzt werden. 3D-Drucker, mit denen etwa Implantate und Prothesen, Tanks für Motorräder oder auch Teile für Autos, Lkw und Flugzeuge in einem Guss hergestellt werden können, sind eigentlich gefragt.

Das Lübecker Unternehmen mit seinen rund 400 Mitarbeitern kämpft aber noch immer mit den Folgen des geplatzten Übernahmeversuchs durch den US-Elektrokonzern General Electric vor drei Jahren. Der US-Konzern wollte SLM für knapp 700 Millionen Euro oder 38 Euro je Aktie übernehmen. Da einige Großinvestoren - allen voran Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott - auf eine Erhöhung gesetzt hatten, ließ GE aber letztendlich die Finger von SLM. Viele Kunden halten sich wegen der Unsicherheiten infolge des GE-Versuchs immer noch mit großen Bestellungen zurück. Hinzu kommen Fehler aus der Vergangenheit.

Erst Ende Juli strich SLM seine Jahresprognosen wegen einer schwachen Auftragslage. Umsatz und Ergebnis waren in den ersten sechs Monaten 2019 eingebrochen. Der Umsatz und die bereinigte Ebitda-Marge werden dem Unternehmen zufolge erheblich geringer ausfallen als ursprünglich erwartet. Angesichts der Unsicherheiten traut sich das SLM-Management keine konkreten Prognosen mehr zu.

Der seit Mai amtierende Unternehmenschef Meddah Hadjar hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt eine umfassende Überprüfung der Strategie angekündigt. Im Fokus steht dabei, wieder mehr Aufträge an Land zu ziehen, das Unternehmen besser zu führen und die SLM-Produkte neu zu positionieren. Einzelheiten zur Strategie und Neuausrichtung soll es demnächst geben, wie Hadjar, der mehr als 20 Jahre in verschiedenen Postionen bei GE gearbeitet hat, in einem Aktionärsbrief bei Vorlage der Halbjahreszahlen im August schrieb.

Großaktionär Singer, der unter anderem dafür bekannt ist, aus Übernahmen für seinen Hedgefonds Elliott das Beste herauszuholen, hatte erst vor wenigen Monaten seine Anteile aufgestockt und hält jetzt fast 30 Prozent. Der Investor, der vor ein paar Jahren in einem Streit mit Argentinien ein Kriegsschiff des Landes beschlagnahmen ließ, ist damit vor Gründer Hans-Joachim Ihde größter Aktionär.

Mittlerweile wurde der Vorstand komplett ausgetauscht. Auch gab es ein Stühlerücken im Aufsichtsrat. Anfang September legte Aufsichtsratschef Michael Mertin nach nur wenigen Monaten aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Ausrichtung sein Amt und sein Mandat für das Kontrollgremium nieder.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit der Anteilsaufstockung des Großaktionärs Elliott Ende März hat sich die Aktie des 3D-Druckerherstellers wieder deutlich erholt. Allein am Tag der Ankündigung war das Papier um mehr als 50 Prozent in die Höhe geschossen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um rund 40 Prozent an Wert gewonnen. Derzeit kostet sie rund 13 Euro.

Allerdings hatte die Aktie Anfang 2018 noch fast 50 Euro gekostet. Nach mehreren Gewinnwarnungen waren sie dann jedoch in einen Abwärtsstrudel geraten und nach einer monatelangen Talfahrt im März weit unter den Ausgabepreis von 18 Euro auf ein Rekordtief von 5,63 Euro gefallen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Nachdem SLM Ende September vergangenen Jahres aus dem TecDax ausgeschieden war, gibt es nicht mehr so viele Analysten, die den 3D-Druckerhersteller unter die Lupe nehmen. Die britische Investmentbank HSBC stufte SLM erst jüngst von "Hold" auf "Reduce" ab. Das Kursziel sieht sie weiter bei 10 Euro. Der maue Jahresstart zeige, dass die Hoffnung auf eine Trendwende noch verfrüht sei, schrieb Analyst Philip Saliba in einer Studie von Mitte September. Dies habe unter anderem zu einer Gewinnwarnung und zu ausbleibenden neuen Jahreszielen geführt.

Für Analyst Adrian Pehl von der Commerzbank war die jüngste Gewinnwarnung des 3D-Druckerherstellers keine Überraschung. Sie spiegele das Übergangsjahr 2019 wider. Er empfiehlt, die Aktie bei einem Kursziel von ebenfalls 10 Euro zu halten./mne/kro/jha/