LONDON (awp international) - Gold und Silber werden in der Corona-Krise unter Anlegern offenbar immer beliebter, was die Preise der Edelmetalle treibt. Am Dienstag kletterte der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Silber erstmals seit knapp vier Jahren über die runde Marke von 20 US-Dollar. In der Spitze wurden 20,46 Dollar erreicht. Das ist der höchste Stand seit September 2016.

Auch der "grosse Bruder" von Silber legte weiter zu: Der Goldpreis stieg mit rund 1824 Dollar auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2011. Damals hatte Gold sein Rekordhoch bei gut 1921 Dollar erreicht. Während Gold damit nicht mehr weit von seinem Rekordstand entfernt ist, liegt Silber noch weit entfernt von seinem Rekordwert bei knapp 50 Dollar.

Gold und Silber profitieren schon seit einiger Zeit von mehreren Faktoren. Ein wesentlicher Punkt ist die grosse Ungewissheit über den Fortgang der Corona-Krise. Zwar gab es zuletzt einige Hinweise auf eine Erholung der globalen Konjunktur nach dem weltweiten Corona-Absturz. Allerdings herrscht die Furcht vor einer zweiten Infektionswelle in grossen Ländern vor. Gold und Silber gelten als sichere Anlagehäfen, die in unsicheren Zeiten als wertstabile Anlage geschätzt werden.

Hinzu kommt die Sorge, dass sich die aktuell sehr niedrige Inflation beschleunigen könnte. Hierzu trägt in erster Linie die stark steigende Staatsverschuldung in vielen Ländern und die extrem lockere Geldpolitik vieler Zentralbanken bei. Beides sind Folgereaktionen auf die Corona-Pandemie. "Die Märkte werden also mit Liquidität geschwemmt, was mittelfristig für einen Anstieg der Inflation sorgen könnte", kommentierte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus. Gold und Silber fungieren traditionell als Inflationsschutz.

Bei Silber kommt ein weiterer Faktor hinzu: Das "Gold des kleinen Mannes", wie Silber wegen seines geringeren Preises oft bezeichnet wird, ist auch Industriemetall. Es wird in der Produktion zahlreicher Güter eingesetzt. Daher ist es gut möglich, dass Silber zuletzt von der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung profitiert hat. Experten nennen jedoch auch befürchtete Angebotsengpässe als Grund, weil sich zahlreiche Silberminen in Südamerika befinden. Die Region ist besonders stark von der Corona-Krise betroffen./bgf/jsl/men