Zürich (awp) - Der Bauchemiekonzern Sika hat einen starken Leistungsausweis für das erste Halbjahr vorgelegt. Der Abschluss des Machtkampf mit der früheren Besitzerfamilie um die Kontrolle des Konzerns hat zwar einiges an Extrakosten gebracht, dafür kann Sika jetzt aber die Schlagzahl bei den Übernahmen erhöhen.

Noch einmal 23 Millionen Franken kostete Sika das Ende des langjährigen Konflikts mit Saint-Gobain und der Familie Burkard. Rund die Hälfte des Betrags entfiel auf die rückwirkende Bezahlung des Verwaltungsrats für die Jahre 2015 bis 2018.

Denn die Erben des Firmengründers hatten den Sika-Verwaltungsrat in den letzten Jahren jeweils auf die Bezahlung verweigert. Das war eine Art Retourkutsche für den Widerstand der sechs unabhängigen Verwaltungsräte gegen den Verkauf des Unternehmens an Saint-Gobain. Seit Mai gehen die Kontrahenten nun getrennte Wege.

Extrakosten schmälern Gewinnwachstum

Das Unternehmen Sika liess sich während der mehr als dreieinhalb Jahre dauernden Auseinandersetzung nie bremsen - auch nicht im bisherigen Jahresverlauf. Der Umsatz der Innerschweizer kletterte von Januar bis Juni 2018 um 15,9 Prozent auf 3,47 Milliarden Franken. Akquisitionen steuerten 7,1 Prozent bei und positive Währungseffekte 2,0 Prozent.

Der Betriebsgewinn (Ebit) legte um 10,6 Prozent auf 444,6 Millionen Franken zu und wuchs damit etwas weniger schnell als der Umsatz. Ohne die erwähnten Sonderkosten wäre der operative Gewinn um mehr als 16 Prozent und damit ganz leicht überproportional zum Umsatz gewachsen. Denn die Kostenseite hatte Sika weiterhin fest im Griff.

Unter dem Strich erzielte Sika einen Reingewinn von 318,2 Millionen Franken. DAs sind 11,4 Prozent mehr als im Vorjahressemester. Damit hat der Konzern die Schätzungen der Analysten übertroffen.

Nordamerika und Europa dynamisch

Am dynamischsten war Sika in den beiden grössten Konzernregionen Europa, Naher Osten, Afrika sowie in Americas unterwegs. Dort stiegen die Verkäufe um jeweils 13,6 Prozent in Lokalwährungen. Doch auch in der Region Asien/Pazifik beschleunigte sich das Wachstum auf 5,0 Prozent nach 4,2 Prozent im Vorjahr mit den höchsten Raten in den beiden grossen Märkten Indien und China.

Im kleineren Industriegeschäft, bei dem Sika etwa Autobauer mit Klebstoffen und Dämmmaterialien beliefert, setzte das Unternehmen gar 28,5 Prozent mehr um. Davon ist allerdings der grösste Teil auf die Ende letzten Jahres gekaufte deutsche Firma Faist Chemtec zurückzuführen.

Und mit der Trennung vom früheren Hauptaktionär hat das Sika-Management mehr Freiheiten für Übernahmen gewonnen, die genutzt werden sollen. Neu könnten für Firmenkäufe bis zu 500 Millionen Franken ausgegeben werden, erklärte Konzernchef Paul Schuler in einer Telefonkonferenz. Man führe auch bereits Gespräche mit ein bis zwei Unternehmen in dieser Grössenordnung.

Solange die Familie Burkard noch die Kontrollmehrheit an Sika hielt, durfte das Management jeweils maximal 200 Millionen Franken für Zukäufe ausgeben.

Optimistisch für 2018

Für das Gesamtjahr bleibt das Management optimistisch. 2018 will Sika unverändert mit über 10 Prozent wachsen und erstmals die Umsatzmarke von 7 Milliarden Franken knacken. Der Ebit und der Gewinn sollen im Gesamtjahr leicht überproportional gesteigert werden. Eine Herausforderung seien aber die steigenden und volatilen Rohstoffpreise.

Die Börse reagierte erfreut auf das Sika-Ergebnis. Die Aktien kletterten bis 15 Uhr um 1,6 Prozent auf 142,10 Franken.

ra/jb