- von Alexander Hübner

Die Hoffnung auf großen Nachholbedarf bei Krankenhäusern und Ärzten nach der Coronakrise beflügelt die Anleger von Siemens Healthineers.

Dabei steht der Medizintechnik-Tochter von Siemens der Tiefpunkt im laufenden Quartal mit einem Umsatzrückgang noch bevor, wie Finanzvorstand Jochen Schmitz am Dienstag sagte. Die "Dominanz der Pandemie" sei dann viel größer als im zweiten Quartal, in dem Healthineers erst gegen Ende einen Rückgang der Aufträge zu spüren bekam. Krankenhäuser dächten in der Krise an andere Dinge als an die Bestellung neuer Magnetresonanztomografen (MRT) oder Röntgengeräte.

Vorstandschef Bernd Montag hofft aber auf rasche Erholung: "Die Vorsorgeuntersuchung wird vielleicht einmal ausgelassen, das MRT wird letztlich doch bestellt." Wann das sein wird, ist aber unsicher. Healthineers zog die Umsatz- und Gewinn-Prognosen für das Geschäftsjahr 2019/20 (Ende September) deshalb zurück. Der angepeilte Umsatzanstieg um fünf bis sechs Prozent und ein Gewinnplus von sechs bis zwölf Prozent seien voraussichtlich nicht mehr erreichbar.

Dabei lief es im zweiten Quartal noch relativ gut. Analysten zeigten sich positiv überrascht, dass der Konzern aus Erlangen den Umsatz trotz der Krise um 3,3 Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro steigern konnte. "Ohne Covid-19 wäre es ein sehr starkes Quartal gewesen", sagte Schmitz. Die Pandemie habe das Umsatzwachstum um vier Prozentpunkte gekappt. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) baute Healthineers um sechs Prozent auf 659 Millionen Euro aus - Experten hatten mit einem Rückgang gerechnet. Das trieb die Aktie um bis zu acht Prozent auf 43,15 Euro nach oben.

CORONA-TESTS KÖNNEN MEHR ALS 100 MIO UMSATZ BRINGEN

Eine deutlich geringere Zahl von Labordiagnosen hinterließ eine Lücke im lukrativen Geschäft mit Reagenzien. Diese hofft Montag mit Corona-Tests zu schließen, die einen dreistelligen Millionen-Euro-Umsatz bringen könnten: Der erste Test zum Nachweis des Virus ist in Europa bereits auf dem Markt, Ende Mai soll ein Antikörper-Test folgen, von dem 25 Millionen im Monat produziert werden könnten.