- von Alexander Hübner

Der Umsatz von Siemens Healthineers soll jedes Jahr mindestens um fünf Prozent zulegen, der Gewinn deutlich stärker wachsen, wie Finanzvorstand Jochen Schmitz am Montag in Erlangen sagte. Bis die Diagnostik-Sparte mit dem Hoffnungsträger "Atellica" beim Wachstum und bei den Renditen mit dem übrigen Geschäft halbwegs mithalten könne, werde es aber zwei Jahre länger dauern als gedacht. "Wir gehen davon aus, dass dieses Jahr für Diagnostics ein Übergangsjahr sein wird, in dem wir noch Hausaufgaben zu erledigen haben", sagte Schmitz auf der Bilanzpressekonferenz.

Die starken Zuwächse in den beiden anderen Sparten Imaging (Computertomografie, Röntgen, Ultraschall) und Advanced Therapies (Operationsroboter und ähnliche Geräte) im Endspurt des Geschäftsjahres und die optimistischen Aussichten ließen Anleger bei Healthineers-Aktien zugreifen. Sie stiegen am Montag um bis zu acht Prozent auf 41,48 Euro, den höchsten Stand seit dem Börsengang vor eineinhalb Jahren.

Der Umsatz von Healthineers soll im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende September) um bis zu sechs Prozent zulegen, in den beiden folgenden Jahren um jeweils fünf Prozent. 2018/19 legte die Siemens-Tochter 5,8 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro zu und übertraf damit die eigenen Planungen. Für den bereinigten Nettogewinn je Aktie erwartet Healthineers im neuen Jahr sechs bis zwölf Prozent Zuwachs, in den folgenden Jahren zehn Prozent. Die operative Umsatzrendite werde 2019/20 bei 17 bis 18 Prozent landen, obwohl nicht nur Atellica auf die Margen drückt, sondern auch der milliardenschwere Zukauf von Corindus, einem Hersteller von Operationssystemen für Gefäßerkrankungen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Siemens Healthineers das selbst gesteckte Ziel für die bereinigte operative Gewinnmarge verfehlt: Sie stieg nur leicht auf 17,3 (2017/18: 17,2) Prozent, Vorstandschef Bernd Montag hatte im August noch mindestens 17,5 Prozent in Aussicht gestellt. Grund dafür waren die hohen Kosten für die Einführung der "Atellica"-Laborstraßen, von denen Siemens Healthineers bis Ende September 1820 ausgeliefert hat. Doch Geld verdient Siemens Healthineers erst mit den Reagenzien und den Verbrauchsmaterialien, wenn die Labore in Betrieb sind. "Wir sind zu optimistisch an den Markt gegangen und haben uns zu sehr auf Auslieferungen konzentriert", räumte Montag ein. Noch schreibt Atellica rote Zahlen, für die Gewinne der Diagnostik-Sparte müssen die alten Systeme sorgen. Bis die Sparte eine operative Umsatzrendite von rund 15 Prozent erreicht, werde es bis 2024 dauern. Bisher sollte sie das bis 2022 schaffen.

WACHSTUM STATT KONSOLIDIERUNG

Um das Geschäft anzukurbeln, will sich Siemens Healthineers auf die wachsenden Märkte in China und Indien sowie im Nahen Osten konzentrieren. Die 130 größten Kunden - die meisten davon in den USA, wo immer größere Gesundheitskonzerne entstehen - sollen künftig gesondert bearbeitet werden. Mit Übernahmen will Montag keine Marktanteile kaufen, sondern das Geschäft verbreitern: Es gehe nicht um Konsolidierung, denn die Medizintechnik bleibe eine Wachstumsbranche. "Wir haben kein Akquisitionsziel, das das gleiche macht, was wir schon tun", sagte Montag.

Der Nettogewinn sprang im abgelaufenen Geschäftsjahr um 24 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro, weil Healthineers weniger Zinsen zahlen musste. Die Dividende soll auf 80 von 70 Cent je Aktie steigen. Davon profitiert vor allem die Siemens AG: Der Industriekonzern hält noch 85 Prozent an der Tochter.