FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem kräftigen Umsatz- und Gewinnsprung im vergangenen Jahr stellt sich der Hamburger Windkraftanlagenbauer Nordex auf langsameres Wachstum ein. Der Vorstand peilt zusammen mit der neuen Tochter in Spanien 2016 Erlöse von gut 3,4 Milliarden Euro an. Das entspricht einem Zuwachs aus eigener Kraft im einstelligen Prozentbereich, wie aus der am Montag in Frankfurt veröffentlichten Prognose hervorgeht. Darin enthalten sind vor allem schwächere Wachstumserwartungen für den Gesamtmarkt. Auch bei der Profitabilität blieb Nordex vorsichtig und sorgte damit für Enttäuschung an der Börse.

Nordex-Aktien rauschten nach Bekanntgabe der Prognose mit einem Minus von rund acht Prozent ans Ende des TecDax . Allerdings haben sie ihren Wert seit dem Tief Mitte 2012 auch mehr als verneunfacht. Nun herrschte etwas Ernüchterung. Da half es auch nicht, dass Finanzvorstand Bernard Schäferbarthold darauf verwies, dass es sich um sehr vorsichtige Annahmen handele. Es dürfte eine neue Prognose geben, wenn Anfang April die Windsparte des spanischen Baukonzerns Acciona endgültig zu Nordex gehört. Die Freigabe der Wettbewerbsbehörden liegt inzwischen vor, nun müssen noch letzte vertragliche Vereinbarungen abgearbeitet werden.

In Geduld üben müssen sich die Aktionäre auch noch beim Thema Dividende. Ob es im kommenden Jahr die erste Ausschüttung der Firmengeschichte geben wird, ließ das Management offen. "Wir sind inzwischen dividendenfähig", stellte Schäferbarthold fest. Spätestens 2018 solle es die erste Auszahlung geben. Ziel sei es, dann kontinuierlich auszuschütten, und zwar 30 bis 50 Prozent des freien Cashflows, der 2015 bei knapp 95 Millionen Euro lag.

Für das Rekordjahr 2015 gibt es noch nichts. Nordex will das Geld stattdessen für die Finanzierung der Übernahme der Acciona-Sparte nutzen. Damit steigt Nordex zum fünftgrößten Windturbinenhersteller der Welt auf. In den nächsten drei Jahren soll der Umsatz so auf 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro steigen. Acciona bringt dabei einen Umsatz von zuletzt rund 950 Millionen Euro in den Zusammenschluss ein. Im vergangenen Jahr lag die operative Marge (Ebitda) bei den Spaniern bei 9,0 Prozent, bei Nordex waren es 7,5 Prozent.

Der Kaufpreis liegt bei 785 Millionen Euro. Einen Teil davon zahlen die Hamburger mit neuen Aktien. Zudem verkauft Milliardärin Susanne Klatten als langjährige Ankerinvestorin einen Großteil ihrer Nordex-Anteile an die Spanier. Dadurch wird Acciona neuer Großaktionär von Nordex und künftig 29,9 Prozent der Anteilsscheine halten.

Nordex hätte 2015 noch bessere Ergebnisse erzielen können, wenn nicht die zahlreiche Rotorblätter eines Zulieferers mangelhaft gewesen wären. Das belastete das operative Ergebnis mit gut 40 Millionen Euro. So blieb es bei einem immer noch stattlichen Zuwachs des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von gut 50 Prozent auf 182,4 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Nordex 52,3 Millionen Euro, gut ein Drittel mehr. Dabei belasteten negative Steuereffekte angesichts der bevorstehenden Übernahme.

Nordex hatte sich in den vergangenen Jahren aus einer tiefen Krise gearbeitet. Das Unternehmen konzentrierte sich nun auf besonders effiziente Windanlagen und eher kleine Windparks. Dagegen gab Nordex die teuren Pläne für Windanlagen auf hoher See auf. Zudem machten die Norddeutschen ganze Werke in China und den USA dicht.

Künftig sieht der Vorstand in der Nische aber keine sichere Zukunft mehr. "Künftig kommt es verstärkt auf Größe und Kostenvorteile an", sagte Vorstandschef Lars Bondo Krogsgaard. Das Windgeschäft von Acciona ergänze das Angebot von Nordex gut. Weitere Übernahmen schloss der Däne für die Zukunft nicht aus. Im Blick habe er derzeit vor allem Technologieanbieter. In der Branche rollt die Zusammenschlusswelle gerade erst an. So versucht Siemens Medienberichten zufolge den spanischen Rivalen Gamesa zu kaufen./enl/men/stb