(Wiederholt mit berichtigter Angabe zur MDax-Entwicklung im zweiten Satz. Dieser gab leicht nach.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Osram-Papiere sind am Donnerstag nach dem Anteilsverkauf durch Siemens unter Druck geraten. Am MDax-Ende verloren die Titel des Lichttechnikspezialisten zuletzt 3,77 Prozent auf 64,53 Euro, während der Index für die mittelgroßen Unternehmen leicht sank. Siemens-Aktien gaben im Leitindex Dax um mehr als 1 Prozent nach.

Siemens hatte am Vorabend seine Osram-Aktien bis auf einen geringen Rest für rund 1,2 Milliarden Euro über eine beschleunigte Platzierung an institutionelle Investoren verkauft. Für den Münchener Industriekonzern ist damit das Kapitel Osram nach Jahrzehnten abgeschlossen.

Bei Osram zerplatzen hingegen Übernahmefantasien mancher Anleger. Spekulationen um den Einstieg eines strategisch interessierten Investors, der den gut 17-prozentigen Siemens-Anteil an Osram übernehme, könnten sich nun verflüchtigen, sagte ein Händler. Diese Erwartung müsse "nun wohl ausgepreist werden", begründete er das deutliche Kursminus.

Die Transaktion zu diesem Zeitpunkt könnte manchen Anleger überraschen, auch wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder entsprechende Spekulationen gegeben habe, schrieb Analystin Lucie Carrier von der US-Investmentbank Morgan Stanley. Zudem seien die Markterwartungen an Osram mit Blick auf das operative Geschäft zu optimistisch, fuhr sie fort und verwies unter anderem auf die Anlaufkosten für die Fabrik in Malaysia. Carrier stuft die Osram-Aktien weiter mit "Underweight" und einem Kursziel von 54,50 Euro ein.

Jedoch gibt es auch Stimmen, die den Siemens-Ausstieg positiv werten für die Osram-Aktionäre. So sei mit der nahezu vollständigen Trennung von der ehemaligen Muttergesellschaft Siemens der Überhang bei den Osram-Aktien beseitigt und die nun liquideren Papiere noch attraktiver für Anleger, schrieb Commerzbank-Analyst Sebastian Growe in einer aktuellen Studie. Er rät weiter zum Kauf der Osram-Aktien.

Unter einem Aktienüberhang versteht man Positionen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit verkauft werden und damit kursbelastend wirken können. Werden die Anteile dann tatsächlich veräußert, fällt der Überhang weg. Dies ist zunächst zwar schlecht für den Kurs, tendenziell aber positiv, denn die Unsicherheit um eine anstehende Platzierung ist nicht mehr vorhanden.

In dem dieses Jahr überraschend guten Börsenmonat September war es für die Osram-Aktien gegen den Trend eher mau gelaufen. Ende September waren sie - belastet unter anderem von einer Abstufung durch das Investmenthaus Redburn - gar bis auf knapp über 63 Euro abgerutscht. Danach hatten sie sich wieder etwas berappelt. Ein Händler mutmaßte nun, dass einige Akteure am Markt den Siemens-Anteilsverkauf wohl bereits geahnt hätten - und erklärte damit die Kursschwäche ab Mitte September.

Seit Jahresanfang steht bei den Osram-Aktien allerdings immer noch ein Plus von gut 30 Prozent zu Buche. Der MDax kommt auf einen Zuwachs von rund 18 Prozent./ajx/nas/men

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