BERLIN (dpa-AFX) - Berlins Regierungschef Michael Müller (SPD) hat sich mit Managern von Siemens getroffen, um über einen möglichen Zukunftscampus zu sprechen. Es habe einen "ersten konstruktiven Austausch" zwischen Konzernvorstand Cedrik Neike und dem Regierenden Bürgermeister gegeben, teilte ein Sprecher des Technologiekonzerns am Mittwoch mit. Zu den Inhalten äußerte er sich nicht.

Auch die Senatskanzlei machte zu dem Treffen im Roten Rathaus zunächst keine näheren Angaben. Siemens will innerhalb von zehn Jahren ein Innovationszentrum errichten und dafür bis zu 600 Millionen Euro ausgeben. Als Standort ist die traditionsreiche Siemensstadt in Berlin-Spandau im Gespräch.

Der Siemens-Vorstand könnte sich aber auch für eine internationale Ausschreibung entscheiden. Dazu tendiert der Konzern derzeit, wie es zuletzt aus Unternehmenskreisen hieß. In einer solchen Ausschreibung müsste Berlin mit anderen Städten etwa in Asien konkurrieren. Damit würden die Chancen der Hauptstadt kleiner.

Die Campus-Pläne waren vor rund zwei Wochen aus Unternehmenskreisen durchgesickert. Demnach sollen dort Büros, Forschungslabors und Hightech-Produktionsanlagen untergebracht werden. Geplant ist zudem, Start-up-Firmen auf dem Gelände anzusiedeln und Wohnungen zu bauen. Siemens wurde 1847 in Berlin gegründet. Die deutsche Hauptstadt ist der größte Produktionsstandort des Münchner Elektrokonzerns.

Der Konzern erwartet vom Land Berlin für seine Investitionen aber Zugeständnisse wie erweiterte Baurechte und eine "konstruktive Handhabung" des Denkmalschutzes bei Umbauten. Zudem müsse die Infrastruktur verbessert werden, etwa die Anbindung zum künftigen Hauptstadtflughafen und die Ausstattung mit Breitband-Internet.

Der FDP-Abgeordnete Stefan Förster teilte mit, es sei gut, dass Müller eingesehen habe, dass der Zukunftscampus von Siemens Chefsache werden müsse. "Durch das Zögern und Zaudern des Senats wäre das Projekt beinahe geplatzt, ehe es noch in den Startlöchern stand." Der CDU-Abgeordnete Christian Gräff sagte dem rbb, normalerweise erwarte man von einem Ministerpräsidenten, "dass er den Investor vom Flughafen abholt und ihm die Stadt schmackhaft macht".

Das Verhältnis zwischen dem Senat und der Geschäftsführung von Siemens galt zuletzt als angespannt. Nach langem politischen Streit lehnten Senat und Bezirk Mitte Juli den Wunsch von Siemens endgültig ab, in einem denkmalgeschützten Ensemble an der Museumsinsel seine Hauptstadtrepräsentanz zu bauen. Im November hatte Müller Pläne zum Stellenabbau bei Siemens als "nicht hinnehmbar" kritisiert.

Sich maulig in der Öffentlichkeit zu äußern, helfe niemandem weiter, sagte Gräff von der CDU-Fraktion. Jetzt müssten sich alle an einen Tisch setzen, auch die Denkmalschutzbehörde. "Man muss manchmal über seinen Schatten springen bei bestimmten Dingen und sagen: "Naja, Mensch, das hat mir jetzt vielleicht nicht so gefallen. Aber wir werben für Berlin und für Arbeitsplätze in Berlin. Für nichts anderes, nicht für Eitelkeiten"", sagte Gräff./kil/DP/he