VENLO (dpa-AFX) - Profiteur der Corona-Krise: Nach einem starken zweiten Quartal wird der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke noch optimistischer für das laufende Jahr. Das Unternehmen begründete den Optimismus damit, dass sich mit dem schon bekannten kräftigen Umsatzanstieg im zweiten Quartal auch die Ergebniskennzahlen "deutlich verbessert" hätten. Außerdem lasse sich die Entwicklung in den kommenden Monaten mittlerweile besser abschätzen. Anleger machten am Freitag nach dem Rekordlauf der Aktien allerdings erst einmal Kasse.

Der SDax-Konzern rechnet jetzt für 2020 mit einem Umsatzwachstum von mindestens 30 Prozent, teilte er am Donnerstagabend in Venlo mit. Vorher standen noch mindestens 20 Prozent auf dem Zettel. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) peilt das Unternehmen nun bereinigt eine Umsatzmarge von 1 bis 2 Prozent an. Vorher wurde lediglich ein positives bereinigtes Ebitda in Aussicht gestellt.

Die Online-Apotheke profitiert schon seit Monaten erheblich von der Coronavirus-Pandemie: Ein außergewöhnlich hohes Bestellaufkommen prägt die Situation, da viele Menschen zu Hause blieben und per Internet einkauften. Daher hatte der Konzern sein kräftiges Wachstum auch im zweiten Quartal fortgesetzt: Wie seit Anfang Juli bekannt, ist stiegen die Erlöse vorläufigen Berechnungen zufolge im Zeitraum April bis Juni um 42 Prozent auf 233 Millionen Euro. Der vollständige Zwischenbericht für das erste Halbjahr soll am 6. August veröffentlicht werden.

An der Börse kam die erhöhte Prognose zunächst gut an. "Die höher gesteckten Ziele bei Umsatz und operativem Ergebnis sind positiv für die Stimmung und vergrößern auch den Abstand zur Konkurrentin Zur Rose", sagte ein Händler dazu. Die Aktien der Shop Apotheke stiegen zum Handelsstart denn auch auf ein Rekordhoch bei 147,20 Euro.

Dann gerieten die Papiere aber unter Druck und fielen zuletzt um 5,3 Prozent auf 135,40 Euro. Ein anderer Händler verwies darauf, dass das Unternehmen schon eine Zielanhebung avisiert hatte. "Die Aktien sind reif für Gewinnmitnahmen", ergänzte er. Damit meint er, dass einige Anleger den starken Lauf der Papiere nutzen, um ihre Kursgewinne erst einmal in trockene Tücher zu bringen. So hat sich der Kurs seit dem Rückschlag im März, während dessen der gesamte Aktienmarkt im Corona-Crash nach unten gezogen wird mittlerweile fast vervierfacht.

Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank bleibt derweil optimistisch und erhöhte sein Kursziel für die Papiere von 140 auf 200 Euro. Das entspräche einem weiteren Kurspotenzial von deutlich über 40 Prozent. Schupp sieht noch kein Ende bei der guten Entwicklung der Shop Apotheke. Außerdem werde drohende Konkurrenz von Online-Platzhirsch Amazon unwahrscheinlicher./niw/ssc/mis