HAMBURG (dpa-AFX) - Der angeschlagene Windrad-Hersteller Senvion kann die Gehälter für den Monat August zahlen und hat damit nochmals Zeit gewonnen. Die Verhandlungen um den Verkauf des gesamten oder von Teilen des Unternehmens hätten noch nicht zu einem Abschluss geführt, teilte der Vorstand am Dienstag bei Betriebsversammlungen an den drei Standorten des Unternehmens mit. Bei der Hilfe der Geldgeber für die Liquidität im August soll es sich nicht um einen neuen Kredit handeln, sondern um eine andere Form der finanziellen Unterstützung.

Gleichzeitig würden sowohl die Gespräche mit den potenziellen Investoren fortgesetzt als auch mit der Arbeitnehmerseite über mögliche Sozialpläne in einigen Unternehmensbereichen gesprochen. Das Unternehmen hatte im April die Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet und von seinen Gläubigern einen Kredit über 100 Millionen Euro erhalten, um die Geschäfte fortführen zu können. Senvion beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter, davon 1800 in Deutschland.

Die IG Metall Küste begrüßte, dass Senvion den Betrieb zunächst fortsetzen kann. "Auf den Mitarbeiterversammlungen ist deutlich geworden, dass ein Verkauf des Unternehmens als Ganzes immer unwahrscheinlicher wird", sagte Bezirksleiter Meinhard Geiken. Auch bei einem Verkauf von Teilbereichen geht es der Gewerkschaft darum, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. "Die Beschäftigten und ihr Know-how sind der wahre Wert des Unternehmens. Das sollte möglichen Investoren bewusst sein."

Für Beschäftigte, die nicht übernommen werden, forderte die IG Metall Küste Transfergesellschaften. "Damit kann verhindert werden, dass Mitarbeiter direkt in die Arbeitslosigkeit gehen. Außerdem lassen sich so Fachkräfte in der Windbranche und den jeweiligen Regionen halten", sagte Geiken. Auch die Landesregierungen in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein seien aufgefordert, alles dafür zu tun, um den Beschäftigten in dieser schwierigen Situation zu helfen.

Der gesamten Windkraft-Branche geht es gegenwärtig nicht gut, obgleich viele Länder auf erneuerbare Energien setzen. Zu den großen Märkten in China und Indien gibt es für die westlichen Unternehmen kaum Zugang; im Rest der Welt ist der Konkurrenzkampf hart. Vor allem kleinere Unternehmen wie Senvion ohne einen Großkonzern im Hintergrund haben es schwer, sich auf den Märkten zu behaupten. Gerade wurde bekannt, dass in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 kaum neue Windkraftwerke an Land errichtet wurden./egi/DP/jsl