Bern (awp) - Die Schweizer Volkswirtschaft hat im zweiten Quartal 2018 erneut einen hohen Überschuss erzielt. Sie hat insgesamt 22,1 Milliarden Franken mehr eingenommen als ausgegeben, womit der sogenannte Leistungsbilanzüberschuss um rund 2 Milliarden höher ausfiel als im entsprechenden Vorjahresquartal.

Der Anstieg war auf den grösseren Einnahmenüberschuss aus dem Waren- und Dienstleistungshandel zurückzuführen, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Montag mitteilte. Die Salden der Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) und der Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) veränderten sich gegenüber dem Vorjahresquartal nur geringfügig, wie es weiter hiess.

Die gesamten Einnahmen erreichten im Berichtszeitraum April bis Juni 2018 82,4 Milliarden Franken und standen Ausgaben in Höhe von 67,2 Milliarden gegenüber. Der Saldo aus Waren und Dienstleistungen betrug 19,9 Milliarden, derjenige aus den Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) 4,8 Milliarden und derjenige aus den Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) -2,5 Milliarden.

In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem reinen Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Tourismus etc.) sowie Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie laufende Übertragungen dazu gezählt werden. Das grosse Minus bei den Sekundäreinkommen ist typisch für die Schweiz und ist vor allem mit Geldübertragungen von ausländischen Personen in deren Heimatländer zu erklären.

Die Leistungsbilanz ergibt zusammen mit der Kapitalbilanz die sogenannte Zahlungsbilanz. Diese umfasst alle grenzüberschreitenden Transaktionen der Schweiz mit dem Ausland. Während die Leistungsbilanz also vor allem den Austausch von Waren und Dienstleistungen umfasst, sind bei der Kapitalbilanz die Kapitaltransaktionen enthalten.

Kapitalbilanz auf Aktiv- und Passivseite mit Nettoabbau

Die in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen verzeichneten im Berichtsquartal laut SNB sowohl für die Aktivseite (50 Mrd Fr.) als auch für die Passivseite (60 Mrd Fr.) einen Nettoabbau. Dieser war von Transaktionen ausländisch beherrschter Finanz- und Holdinggesellschaften geprägt, die ihre Bilanzen verkürzten.

Auf der Aktivseite bauten sie vor allem Kredite gegenüber dem Ausland ab. Auf der Passivseite zogen Muttergesellschaften im Ausland aus diesen Unternehmen in der Schweiz Beteiligungskapital ab. Da der Nettoabbau insgesamt auf der Passivseite höher ausfiel als auf der Aktivseite, wies die Kapitalbilanz unter Berücksichtigung der Derivate einen positiven Saldo von 10 Milliarden aus.

Nettoauslandvermögen gestiegen

Bei den Auslandvermögen stiegen die Bestände auf der Aktivseite um 9 Milliarden Franken auf 4'763 Milliarden, während sie auf der Passivseite um 34 Milliarden auf 3'844 Milliarden Franken zurückgingen. Wie bei den Aktiven standen diesem transaktionsbedingten Nettoabbau Bewertungsgewinne infolge des höher bewerteten US-Dollars gegenüber, schrieb die SNB weiter. Diese Bewertungsgewinne seien jedoch nicht so stark ins Gewicht gefallen wie auf der Aktivseite, da die auf US-Dollar lautenden Bestände auf der Passivseite vergleichsweise gering sind.

Das Nettoauslandvermögen nahm gegenüber dem Vorjahresquartal um 43 Milliarden auf 919 Milliarden Franken zu. Diese Zunahme resultiere aus dem Anstieg der Aktiven (+9 Mrd) und dem gleichzeitigen Rückgang der Passiven (-34 Mrd).

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