St. Gallen (awp/awp/sda/reu) - Der Präsident der Schweizer Notenbank (SNB) ist Befürchtungen entgegengetreten, wonach die grosse Bilanz der Zentralbank Risiken birgt. Zwar sei die Bilanz nun sieben mal grösser als zu Beginn der Finanzkrise, sagte Thomas Jordan am Freitag in einem Vortrag an der Universität St. Gallen. Aber die SNB habe jederzeit die Mittel, um die Bilanz wieder zurückzufahren.

Die Notenbank hat während der Finanzkrise mit selbst gedruckten Franken umfangreich in andere Währungen investiert und etwa Aktien oder Anleihen in den USA und Europa gekauft. Damit hat sie den Franken künstlich geschwächt, um die exportorientierte Schweizer Wirtschaft zu stützen.

Wertschwankungen in dem umfangreichen Portfolio der SNB führen immer wieder zu hohen Gewinnen oder Verlusten in den Ergebnisrechnungen. Die Notenbank könne nicht ausschliessen, dass ihr Eigenkapital im Zuge dessen negativ werde. Dies wäre jedoch nach Einschätzung von Jordan nicht "dramatisch". Die SNB könne weiterhin ihre Geldpolitik verfolgen und zur Not auch Geld drucken.

An der aktuellen Geldpolitik mit Negativzinsen von durchschnittlich minus 0,75 Prozent und bedarfsmässigen Interventionen am Devisenmarkt halte die SNB bis auf weiteres fest, sagte Jordan. "Wir haben die Negativzinsen nicht, weil wir sie lieben", ergänzte er. Diese seien jedoch nötig. Der Franken sei immer noch hoch bewertet. Zudem sei es für die SNB wichtig, weiterhin Flexibilität bei einer Ausdehnung der Bilanz zu haben - auch im Hinblick auf mögliche negative Auswirkungen durch den Handelsstreit zwischen den USA und China auf die Schweiz. "Alles, das den globalen Handel schädigt, schafft ein schwierigeres Umfeld für uns", sagte Jordan.