Zürich (awp) - Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler hat kein Interesse an einem Kauf der ThyssenKrupp-Aufzugssparte. Eine Übernahme würde zu Kartellrechtsstreitigkeiten aber auch zu einem "Blutbad" unter den Mitarbeitenden führen, sagte Schindler-Verwaltungsrat und Vertreter der Familienaktionäre Alfred Schindler in einem Interview.

Es gebe "mindestens fünf Gründe", die gegen einen Kauf von ThyssenKrupp Elevator sprächen, sagte der langjährige Schindler-CEO gegenüber der Zeitschrift "Finanz und Wirtschaft" (Online-Ausgabe vom Dienstag). Allem voran befürchte er Kartellrechtsstreitigkeiten vor Wettbewerbsbehörden wie auch vor Gerichten in "mindestens vier bis fünf Jurisdiktionen".

Die Fusion mit ThyssenKrupp Elevator würde zudem "gigantische Schwierigkeiten" entlang der ganzen Wertschöpfungskette verursachen, gab sich Schindler überzeugt. "Wir wollen aber ohne Not weder finanzielle Werte vernichten noch sozialen Aderlass provozieren." Schindler und Kone hätten "seinerzeit" eine Fusion geprüft. "Das Ergebnis: ein totales Desaster."

66'000 Mitarbeiter weltweit

Schindler beschäftige heute 66'000 Mitarbeiter weltweit, von diesen seien deutlich mehr "im Feld" als in Fabriken tätig. Falls zwei annähernd gleich grosse Aufzugskonzerne fusionierten, gebe es nicht nur in Forschung und Entwicklung, in der IT, in der Produktion und der Supply Chain überzählige Arbeitskräfte, sondern auch in jeder einzelnen Zweigniederlassung. "Schindler will nicht an einem solchen Blutbad beteiligt sein."

Sollte es zu einem Zusammenschluss des finnischen Kone-Konzerns mit ThyssenKrupp kommen, so würde das einen "doppelten Krieg" auslösen, so Schindler. Erstens die angesprochenen Kartellrechtsstreitigkeiten. Dazu käme ein harter Preiskrieg. "Die Kartellprozesse würden drei bis fünf Jahre dauern, der Preiskrieg wesentlich länger."

Der frühere Schindler-CEO würde entsprechend einen Verkauf von ThyssenKrupp Elevator durch ein Private Equity-Unternehmen bevorzugen. "Das erscheint mir als die minimalinvasivste Lösung - und zwar für sämtliche Beteiligten."

Der deutsche ThyssenKrupp-Konzern will sich im Rahmen eine Konzernumbaus von seiner Aufzugssparte trennen. Laut Zeitungsberichten soll der Kone-Konzern gemeinsam mit einem Private Equity-Partner rund 15 Milliarden Euro für das deutsche Unternehmen geboten haben. Daneben soll es zwei weitere Interessenten mit Private Equity-Hintergrund geben.

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