HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler macht schwere Zeiten durch. Da die Franken ihr Hauptgeschäft mit der Autoindustrie machen, bekommen sie deren maue Konjunktur seit über einem Jahr deutlich zu spüren. Und Besserung scheint für Schaeffler vorerst nicht in Sicht, wie Vorstandschef Klaus Rosenfeld kürzlich durchblicken ließ. Was beim Traditionsunternehmen los ist, wie Analysten es bewerten und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI SCHAEFFLER:

Momentan stehen die Zeichen bei Schaeffler mal wieder auf Umbau. Die Herzogenauracher, die noch vergleichsweise stark vom klassischen Verbrennungsmotor abhängig sind, wollen und müssen den Schwenk zur Elektromobilität hinkriegen, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmenslenker Rosenfeld will den Konzern schlanker aufstellen und hat eine Sparrunde eingeleitet, in deren Zuge auch kleinere Werke mit geringerer Profitabilität auf dem Prüfstand stehen.

Dass Schaeffler betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen möglichst vermeiden will, zeigte sich kürzlich am Beispiel des Werks im rheinland-pfälzischen Hamm (Sieg). Dort verkaufte der SDax-Konzern das Werk an das Management, das dadurch zum neuen Eigentümer wurde. Alle bisherigen 110 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

Der Umbau der Autozuliefer-Sparte ist ein großes, kostspieliges Projekt für den Hersteller von Getrieben, Kupplungen und Wälzlagern, dessen Jahresstart schwach ausfiel. Nachdem bereits die zweite Jahreshälfte 2018 deutlich unter den Erwartungen gelegen hatte, ist die ersehnte Besserung auch im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2019 nicht in Sicht. Hatte Vorstandschef Rosenfeld bislang auf eine Erholung der Märkte im zweiten Halbjahr gesetzt, musste er kürzlich einräumen, dass sich diese Hoffnung wohl nicht erfüllen dürfte.

"Das zweite Halbjahr wird voraussichtlich schwächer als bislang erwartet. Darauf müssen wir uns proaktiv einstellen", hatte Rosenfeld der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX gesagt. Vor dem Hintergrund der immer noch schwachen Autokonjunktur in China und Europa stellt sich Schaeffler auf nach wie vor schwierige Marktbedingungen ein. In Anbetracht einer weiterhin flachen Fahrzeugproduktion und Unsicherheiten beim Endkunden sei momentan noch keine Entspannung am Markt zu sehen, sagte Autozuliefer-Chef Matthias Zink.

Für alle Schaeffler-Anleger verheißen diese Sätze nichts Gutes. Sie fürchten sich davor, dass der Abwärtstrend bei den Franken anhält und werden auf die nächste harte Probe gestellt. Die Zahlen zum zweiten Quartal will das Unternehmen übernächste Woche am 6. August vorlegen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Aus Sicht der Marktexperten zeichnet sich beim Blick auf die Schaeffler-Aktie ein kritisches Bild. Vorsicht und Skepsis überwiegen aktuell. Gleich zehn der im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten raten dazu, die Papiere zu halten und die weiteren Entwicklungen im Unternehmen genau zu beobachten. Während viermal eine Kaufempfehlung ausgesprochen wird, sprechen sich drei Experten dafür aus, die Anteilsscheine zu verkaufen. Mit 8,84 Euro liegt das durchschnittliche Ziel etwa zwei Euro über dem aktuellen Kurs.

Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS geht davon aus, dass in der europäischen Autoindustrie weitere Gewinnwarnungen drohen könnten - auch speziell bei Schaeffler. Er bleibt deshalb bei seiner Verkaufsempfehlung und liegt damit auf einer Linie mit Jose Asumendi von der US-Bank JP Morgan, der Schaefflers Einstufung auf "Underweight" belassen hat. Angesichts des schwachen Automarkts in Deutschland und China dürfte es aus Asumendis Sicht für die Zulieferer schwierig werden, ihre Jahresziele zu erreichen.

Michael Punzet erwartet ebenfalls, dass die erhoffte Erholung im Autosektor im zweiten Halbjahr 2019 ausbleiben dürfte. Der DZ Bank-Analyst stufte Schaeffler deshalb von "Kaufen" auf "Halten" ab. Obwohl Thomas Besson vom Analysehaus Kepler Cheuvreux weiter zum Kauf der Papiere rät, geht auch er davon aus, dass in der Zulieferer-Branche eine weitere Welle von Anpassungen bevorstehe.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit einem Jahr befinden sich die Schaeffler-Papiere im Sinkflug. In den zurückliegenden zwölf Monaten haben die Anteilsscheine über 40 Prozent an Wert verloren und gehören damit zu den schlechtesten Titeln im Nebenwerte-Index SDax. Sie befinden sich so in der Gesellschaft von anderen Zulieferern wie Leoni, Aumann oder Stabilus, die ebenfalls erheblich unter der Schwäche der Automärkte leiden.

Beim Blick auf die Entwicklung seit Januar sieht es für Schaeffler zumindest etwas besser aus. Seit Jahresbeginn steht für die Aktie ein Minus von knapp acht Prozent zu Buche. Anfang 2018 waren die Titel noch fast 17 Euro wert, seitdem hat ein kontinuierlicher Abwärtssog eingesetzt. Derzeit kostet ein Anteilsschein gerade mal knapp 7 Euro.

Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 4,6 Milliarden Euro gehört das Traditionsunternehmen aus Herzogenaurach aber noch immer zu den wertvollsten Unternehmen im SDax./eas/men/jha/