Sabic-Manager Ernesto Occhiello übernimmt das Steuer bei dem Basler Unternehmen, wie Clariant am Dienstag mitteilte. Der saudiarabische Petrochemiekonzern sei berechtigt, auch in Zukunft den Konzernchef zu bestimmen. Auf einer auf den 16. Oktober angesetzten Aktionärsversammlung sollen zudem vier der insgesamt zwölf Verwaltungsräte von Sabic besetzt werden. Zudem kündigte Clariant einen Konzernumbau an, um das Geschäftsportfolio rentabler und wachstumsstärker zu machen.

Dank der Umsetzung dieser Pläne dürfte die vergangenes Jahr vom aktivistischen Investor White Tale bedrängte Clariant in ruhigere Fahrwasser steuern. "Wir schaffen Stabilität", sagte der langjährige Clariant-Lenker Hariolf Kottmann, der neuer Verwaltungsratspräsident werden soll. Sabic war der Clariant-Spitze im Januar als weißer Ritter zur Hilfe geeilt und hatte den Aktivisten ihren 25 Prozent-Anteil abgekauft. Nachdem alle Regulatoren grünes Licht gegeben hatten, wurde die Transaktion vergangene Woche vollzogen.

Nun will sich Clariant auch operativ neu aufstellen. So will Sabic den Schweizern bis Ende 2019 Geschäfte mit einem Umsatz von rund zwei Milliarden Franken übertragen. Sie sollen in eine Geschäfstseinheit eingehen, die Hochleistungskunststoffe etwa für die Automobil-, Luftfahrt-, Elektronik- und Robotik-Branche herstellt. Auf der anderen Seite peile Clariant bis 2020 einen Verkauf von teilen der Division Plastics & Coatings an, der unter anderem Pigmente produziert.

Unter dem Strich dürfte Clariant deutlich wachsen. Ab 2021 rechnen die Schweizer mit einem Umsatz von rund neun Milliarden Franken und einer operative Marge von etwa 20 Prozent. Zuletzt lag der Umsatz bei 6,4 Milliarden Franken und einer Marge von 12,7 Prozent.

Bei den Anlegern kamen die Nachrichten gut an. Die Clariant-Aktien kletterten um acht Prozent auf 25,97 Franken. "Die Ankündigung beendet bis zu einem gewissen Grad die Unsicherheit um Clariant, die seit dem Einstieg von White Tale 2017 herrschte", erklärte Vontobel-Analyst Daniel Buchta. Die Anhebung des Margenziels auf 20 Prozent sei ein ehrgeiziger Schritt.

WAS MACHT SAUDI ARAMCO?

Kottmann hatte seit längerem versucht, Clariant über einen Zusammenschluss kritische Masse zu verleihen und dabei einen Umsatz von rund 15 Milliarden Franken als Ziel ausgegeben. "Diese Zahl ist immer noch wichtig für uns", sagte er nun. Die Transaktion mit Sabic sei ein erster Schritt in diese Richtung. "Ich bin sicher, dass wir in den kommenden Jahren weitere Gelegenheiten haben werden."

Unklar blieb, welche weiteren Pläne der saudiarabische Petrochemiekonzern mit Clariant hat. "Sabic strebt derzeit keine vollständige Übernahme der Clariant AG an", hieß es dazu lediglich. Experten gehen allerdings davon aus, dass Sabic den Anteil an Clariant über die Zeit aufstocken könnte. Eine Rolle spielen dürfte dabei auch, was mit Sabic selbst passiert. So prüft der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco, einen strategischen Anteil an Sabic vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) zu kaufen.