Occhiello übernahm das Steuer bei Clariant im Oktober, nachdem sein bisheriger Arbeitgeber Saudi Basic Industries (Sabic) ein Viertel der Anteile des Basler Konzerns übernommen und damit zum einflussreichsten Aktionär aufgestiegen war. Der saudiarabische Petrochemiekonzern war der Konzernspitze zuvor als weißer Ritter zur Abwehr des aktivistischen Investors White Tale zur Hilfe geeilt. Im September leitete Clariant einen Konzernumbau ein, der einen Verkauf von Geschäftsbereichen vorsieht und bis 2020 abgeschlossen werden soll.

Im Gegenzug will Clariant von Sabic Geschäfte mit einem Umsatz von rund zwei Milliarden Franken übernehmen. Sie sollen in die neue Geschäftseinheit High Performance Materials eingehen, die Hochleistungskunststoffe etwa für die Automobil-, Luftfahrt-, Elektronik- und Robotik-Branche herstellt. Die Verhandlungen mit Sabic über die Schaffung dieses Bereichs würden fortgesetzt, wie Clariant nun mitteilte. Der Konzern werde dazu anlässlich der Veröffentlichung des Halbjahresabschlusses am Donnerstag weitere Einzelheiten bekannt geben.

Die aktuelle Strategie werde von den Grossaktionären, zu denen neben Sabic auch die deutschen Süd-Chemie Familien gehören, unterstützt. Genauere Angaben zu den Gründen für das Ausscheiden Occhiellos machte Clariant nicht. Baader-Helvea-Analyst Markus Mayer spekulierte, dass sich Occhiello und der langjährige starke Mann bei Clariant, Hariolf Kottmann, bezüglich der Führung des Unternehmens in den Haaren gelegen haben könnten. Mayer zufolge war möglicherweise auch ein von Occhiello angestrengter Umbau des Managements ein Grund für ein Zerwürfnis. So verließ der Kottmann-Vertraute Christian Kohlpaintner im Juni das Unternehmen. Auch ein möglicher Kurswechsel von Sabic bezüglich des Bereichs High Performance Materials oder mögliche Pläne der Saudis, Clariant ganz zu übernehmen, könnten zu dem Ausscheiden geführt haben. "Was auch immer der Grund für Ernesto Occhiellos Rücktritt ist; es schafft Unsicherheit", so Mayer. An der Börse sackte Clariant 4,2 Prozent ab.