Kursverluste an der Wall Street verderben europäischen Aktienanlegern die Laune.

Der Dax, der dank eines Rekordhochs beim Index-Schwergewicht SAP zunächst knapp zwei Prozent zugelegt hatte, schloss am Donnerstag knapp im Minus bei 12.489,46 Punkten. Der EuroStoxx50 büßte 0,7 Prozent auf 3263,56 Zähler ein. An der Wall Street konnte der Technologie-Index Nasdaq sein anfängliches Rekordhoch von 10.576,75 Stellen nicht halten und gab ein halbes Prozent nach.

Sorge bereiteten Investoren die weiter rapide steigenden Coronavirus-Infektionen, vor allem in den USA. "Eine zweite große Pandemie-Welle hätte einen verheerenden Effekt auf die bereits angeschlagenen Volkswirtschaften", warnte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Die Regierungen spielen mit hohem Einsatz." Sie lockerten die Restriktionen, während die weitere Entwicklung der Virus-Krise unklar sei.

Anleger trennten sich von konjunkturabhängigen Werten sowie von Fluggesellschaften. So rutschte der europäische Banken-Index um knapp zwei Prozent ab. Die Aktien der Lufthansa fielen 3,3 Prozent. Die Titel ihrer US-Rivalen American, Delta und United büßten fast doppelt so viel ein.

ANLEGER NEHMEN KURS AUF "SICHERE HÄFEN" GOLD UND DOLLAR

Vor diesem Hintergrund bleibe Gold attraktiv, sagte Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM. "Wenn Investoren daran glaubten, dass die Wirtschaft bald wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, würde der Goldpreis nicht auf Neun-Jahres-Hoch klettern." Stattdessen sicherten sie sich ab und kauften parallel zu Aktien auch die "Antikrisen-Währung" Gold. Das Edelmetall verteidigte die Marke von 1800 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), nachdem sie diese Hürde am Mittwoch erstmals seit fast neun Jahren überwunden hatte.

Die Weltleitwährung war ebenfalls gefragt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,3 Prozent. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro um 0,3 Prozent auf 1,1297 Dollar.

SAP ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - AKTIE AUF REKORDHOCH

Am Aktienmarkt kletterten die Titel von SAP auf ein Rekordhoch von 139,72 Euro und schlossen 4,6 Prozent im Plus bei 134,68 Euro. "Vor dem Hintergrund des trüben Konjunktur-Umfelds war die Entwicklung des Lizenz-Geschäfts eine positive Überraschung", kommentierte Analyst Knut Woller von der Baader Helvea Bank das Quartalsergebnis des Softwarekonzerns. "Das Unternehmen ist auf gutem Weg, seine Gesamtjahresziele zu erreichen." Sein Kollege Julian Serafini von der Investmentbank Jefferies hob die bekräftigten Firmenprognosen für 2023 hervor. "Das deutet auf eine sehr starke Erholung des Cloud-Geschäfts 2021 und 2022 hin."

Mit Erleichterung reagierten Investoren auf die Zahlen von Covestro. Der Quartalsverlust des Chemie-Konzerns fiel vorläufigen Berechnungen zufolge mit 60 Millionen Euro nur etwas mehr als halb so hoch aus wie befürchtet. Covestro-Aktien stiegen um 1,5 Prozent.

Gefragt waren auch die Papiere von Merck, die sich um 1,7 Prozent verteuerten. Die EU schloss mit dem Pharmakonzern und dem Schweizer Konkurrenten Roche einen Vertrag zur Lieferung von Medikamenten zur versuchsweisen Behandlung von Corona-Patienten. Roche-Titel rückten in Zürich 0,7 Prozent vor.