FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Zukauf hat den Aktionären des Softwarekonzerns SAP zum Wochenauftakt die Stimmung vermiest. SAP kündigte an, das US-Unternehmen Qualtrics für 8 Milliarden Dollar (rund 7 Mrd Euro) zu übernehmen. Qualtrics ist spezialisiert auf das Sammeln von Kunden-, Mitarbeiter- und Produktdaten und erwartet für 2018 einen Umsatz von über 400 Millionen Dollar sowie künftige Wachstumsraten von über 40 Prozent.

Die SAP-Aktien notierten am Montagvormittag 3,51 Prozent tiefer bei 91,83 Euro und waren damit zweitschwächster Dax-Wert. Mit 90,67 Euro hatten sie im frühen Handel den tiefsten Stand seit mehr als zwei Wochen erreicht. Seit Ende September summiert sich die Verluststrähne nun bereits auf mehr als 13 Prozent.

Es ist die zweite Milliardenübernahme in diesem Jahr, mit der SAP-Vorstandschef Bill McDermott gezielt im Revier des US-Rivalen Salesforce wildert - und es ist in Euro gerechnet die teuerste des Konzerns überhaupt. McDermott verwies auf einen "massiven" Markt von mehr als 44 Milliarden Dollar, den man beackern könne, und stellte für SAP prozentual zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und operativem Ergebnis nach der Übernahme in Aussicht.

Der Zukauf sei "sehr kostspielig", monierte die Bank Mainfirst in einer ersten Einschätzung. Europas größter Softwarehersteller zahle das Zwanzigfache des für 2018 geschätzten Umsatzes. Selbst bei einer unterstellten Wachstumsrate des Umsatzes von 40 Prozent wäre der Zukauf noch immer teurer als bei den anderen Übernahmen von Concur, SuccessFactors und Ariba. Andererseits sei Qualtrics in einem 44 Milliarden Dollar schweren Markt engagiert.

Auch JPMorgan-Analystin Stacy Pollard sprach in einer ersten Reaktion von einer teuren Übernahme, betonte aber, dass die Transaktion die Walldorfer in eine Führungsrolle im Softwaresegment Experience Management bringe.

Mark Moerdler vom US-Analysehaus Bernstein Research zeigte sich überrascht von einer "solch großen Akquisition" zu diesem Zeitpunkt. Der Einstieg in das Experience Management komme aber nicht überraschend, da viele Wettbewerber in diesem Bereich bereits einen Vorsprung hätten. Die natürliche Überschneidung mit den bestehenden Angeboten von SAP dürfte zeitnah zu deutlichen Synergieeffekten führen, prognostizierte der Experte./edh/bek/fba