Die Franzosen wollen 68 Dollar je Aktie in bar zahlen, wie Sanofi am Montag mitteilte. Damit greift der Pharmakonzern tief in die Tasche und bietet einen Aufschlag von 172 Prozent zum Schlusskurs der Synthorx-Titel am Freitag. Mit den letzten größeren Zukäufen - der Übernahme der US-Biotechfirma Bioverativ für 11,6 Milliarden Dollar und des belgischen Unternehmens Ablynx für 3,9 Milliarden Euro - hatte Sanofi seine Stellung bei Blutkrankheiten gefestigt.

Mit dem Kauf von Synthorx verstärkt sich der Konzern, der unter schrumpfenden Umsätzen bei seinen Diabetesarzneien leidet, nun im lukrativen Geschäft mit Krebs-Immuntherapien. Bislang hat der Konzern erst eine einzige Krebs-Immuntherapie auf den Markt gebracht, das Mittel Libtayo zur Behandlung einer Form des hellen Hautkrebs. Weitere Immuntherapien, die darauf abzielen, das körpereigene Abwehrsystem so zu aktivieren, dass es Krebszellen erkennen und zerstören kann, befinden sich in der klinischen Entwicklung. Sanofi hat aber keinen einzigen Blockbuster - also Medikamente mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro - in der Krebsmedizin im Portfolio.

Synthorx wichtigste Arznei ist die Immuntherapie THOR-707, die aber noch einen weiten Weg bis zur Marktreife vor sich hat. Gegenwärtig befindet sich die Substanz in der ersten von drei Phasen der klinischen Entwicklung zur Behandlung verschiedener solider Tumore. Sanofi erwartet, dass das Mittel eine Grundlage für verschiedene Kombinationstherapien in der Krebs-Immuntherapie sein könnte und mehrere Kombinationsmöglichkeiten mit seinen eigenen Mitteln bietet. Mit dem Abschluss der Übernahme rechnet der Konzern im ersten Quartal 2020.

Investoren will der neue Vorstandschef Paul Hudson am Dienstag einen Überblick darauf geben, welche Geschäfte bei dem Konzern nach einer breiten Strategieüberprüfung im Fokus stehen. Diese hatte Hudson nach seiner Amtsübernahme Anfang September geleitet. Reuters hatte bereits von Insidern erfahren, dass Sanofi sein Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (OTC) auf den Prüfstand stellt. Zudem verlässt Chefstratege Muzammil Mansuri das Unternehmen.