Bei der Mietsoftware, die das klassische Lizenzgeschäft mehr und mehr verdrängt, tobt ein harter Konkurrenzkampf mit US-Unternehmen wie Salesforce, Workday oder Oracle. Das macht es immer schwerer, Neukunden zu gewinnen, wie sich bei SAP im Schlussquartal zeigte. Vorstandschef Bill McDermott kündigte deshalb am Dienstag bei der Präsentation der Jahresbilanz in Walldorf Einschnitte an: Um im Wettbewerb besser bestehen zu können, will sich SAP erstmals seit 2015 wieder mit Hilfe eines Restrukturierungsprogramms verjüngen und Mitarbeitern Abfindungsangebote unterbreiten. Dafür würden bis zu 950 Millionen Euro in die Hand genommen. Zum Stellenabbau erklärte Finanzchef Luka Mucic: "Wenn unsere Prognosen stimmen, reden wir von 4400 Beschäftigten." Zum Jahresende waren 96.500 Leute für den Konzern tätig.

Der US-Amerikaner McDermott führt SAP seit zehn Jahren und schlug in dieser Zeit selten pessimistische Töne an. Den ursprünglich vor allem auf Software für Unternehmensplanung fokussierten Konzern stellte er über die Zeit mit einer Reihe von Zukäufen breiter auf. Allein 2018 kamen die US-Firmen Callidus und Qualtrics dazu. Auch jetzt gab sich der SAP-Chef kämpferisch und erklärte: "Wir werden gewinnen."

An der Börse herrschte eher Ernüchterung. Mit einem Minus von 2,4 Prozent war die SAP-Aktie größter Dax-Verlierer.

GEWINNZIEL ERFÜLLT - BEI DER MARGE ENTTÄUSCHT

Während SAP im abgelaufenen Jahr bei Umsatz und Betriebsgewinn seine mehrfach angehobenen Prognosen erfüllen konnte, war dies bei der am Aktienmarkt vielbeachteten Marge nicht der Fall. Und auch der Ausblick galt Börsianern als zu konservativ: Im laufenden Jahr soll das Betriebsergebnis maximal um 11,5 Prozent auf acht Milliarden Euro zulegen. Einen Ausblick auf den Umsatz will SAP nicht mehr geben, er soll allerdings "etwas geringer" als das Betriebsergebnis wachsen - auch über "gut gemanagte Ausgaben". 2018 kletterte der Jahresumsatz währungsbereinigt noch um elf Prozent auf 25,96 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis wuchs um zehn Prozent auf 7,48 Milliarden Euro.

Zuletzt schwächelten die für zukünftige Umsätze und Gewinne entscheidenden neuen Cloud-Buchungen. Sie legten im vierten Quartal - dem in der Regel stärksten Vierteljahr - währungsbereinigt nur noch um 23 Prozent zu und damit so wenig wie noch nie im Jahresverlauf. Und die Marge ist angesichts hoher Investitionen sowie der Verteilung der Gewinne über einen längeren Zeitraum durch den stärkeren Cloud-Anteil schon länger unter Druck: Im vierten Quartal fiel diese Kennzahl auf 33,2 Prozent nach 34,7 Prozent im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr verfehlte sie mit 28,8 Prozent knapp die konzerneigenen Erwartungen. Nun soll es laut Mucic allerdings bergauf gehen. Wie das gelingen soll, dürfte auch Thema des Kapitalmarkttages in der kommenden Woche sein.

Der Stellenabbau kann nur ein Puzzleteil sein. Denn der Konzern geht davon aus, dass im Jahresverlauf trotz des Restrukturierungsprogramms die Marke von 100.000 Mitarbeitern überschritten wird. Deutschland-Personalchef Cawa Younosi zufolge könnten hierzulande bis zu 1200 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Trotzdem rechnet Mucic damit, dass der Firmensitz in Walldorf am Jahresende mehr Beschäftigte zählt als aktuell.