LINZ (dpa-AFX) - Für den in Deutschland börsennotierten österreichischen IT-Dienstleister S&T ist es zuletzt gut gelaufen. Das im SDax gelistete Unternehmen aus Linz verzeichnete in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahrs 2019 einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg und profitierte von der weiter starken Nachfrage nach IT-Lösungen und -Dienstleistungen in der Industrie. Entsprechend optimistisch schaut das Management um Vorstandschef Hannes Niederhauser in die Zukunft. Was bei S&T los ist, wie Analysten das Unternehmen einschätzen und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:

Die zunehmende Digitalisierung industrieller Prozesse spielt dem Technologiekonzern in die Karten. "Die S&T ist voll auf Plan mit ihren gesteckten Zielen", befand Niederhauser unlängst bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Für das beendete Geschäftsjahr 2019 peilt S&T einen Umsatz von 1,145 Milliarden Euro an, beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll die geplante Marke von 100 Millionen Euro übertroffen werden. Vorlegen will S&T seinen ausführlichen Bericht am 26. März. Spätestens dann wird klar sein, ob die Ziele erreicht worden sind.

Weil die Geschäfte brummen und die Österreicher auch durch Übernahmen kräftig wachsen, haben sie sich ehrgeizige Mittelfristziele gesetzt: Bis zum Jahr 2023 peilt S&T eine Verdopplung des Umsatzes auf über 2 Milliarden Euro an. Dazu beitragen soll auch ein weiter steigender Auftragsbestand. Nach Unternehmensangaben konnte sich S&T im vergangenen Jahr viele wichtige Aufträge sichern - unter anderem von einer großen chinesischen Airline für Unterhaltungssysteme an Bord und Projekte für autonomes Fahren in Nordamerika. S&T investiert einerseits in eigene Technologien und gezielte Zukäufe zur Portfolioerweiterung und trennt sich andererseits von niedrigmargigem Hardwaregeschäft.

Im Mai 2019 Jahres erwarb S&T die Kapsch Railway Gruppe, die mittlerweile Kontron Transportation heißt und deren Integration im Gange ist. Bereits 2020 erwarten die Österreicher für Kontron Transportation einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Auch die in Dresden ansässige AIS Automation GmbH, die unter anderem in der Fertigungs- und Bahntechnikindustrie tätig ist, wurde für 13 Millionen Euro übernommen. Mit diesem Zukauf wollen die Linzer ihre Software-Kompetenzen im Zusammenhang mit der Vernetzung von Maschinen (Internet der Dinge) erweitern.

Für S&T sind nach eigenen Angaben weltweit rund 5000 Mitarbeiter in 30 Ländern tätig. Das Unternehmen sieht sich als einer der führenden Anbieter von IT-Dienstleistungen und -Lösungen in Zentral- und Osteuropa. Durch den 2016 erfolgten Einstieg bei der Kontron AG, einem Spezialist für Minicomputer, zählt sich S&T zudem zu den international führenden Anbietern von Industrie-4.0-Technologien.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die Meinung der Marktexperten ist eindeutig: Alle vier im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysehäuser und Banken, die sich seit November zu S&T geäußert haben, sprechen sich für den Kauf der Aktie aus. Sie attestieren dem Papier noch eine Menge Aufwärtspotenzial. Mit ihrem durchschnittlichen Kursziel von 28,25 Euro liegen die Analysten deutlich über dem momentanen Kurs von rund 21 Euro.

Am zuversichtlichsten geben sich die britische Investmentbank HSBC und die Privatbank Hauck & Aufhäuser, die jeweils 30 Euro als Kursziel auf dem Zettel haben. HSBC-Analyst Henrik Paganetty spricht mit Blick auf die jüngsten S&T-Quartalszahlen von "soliden Resultaten", die Bewertung von Hauck-&-Aufhäuser-Experte Tim Wunderlich ist dagegen noch positiver. Aus seiner Sicht sind die Kennziffern des IT-Dienstleisters unerwartet stark ausgefallen. Insofern erschienen die Prognosen und die Konsensschätzungen für das Gesamtjahr 2019 konservativ, urteilt Wunderlich.

Etwas skeptischer zeigt sich das Analysehaus Kepler Cheuvreux und gibt zu bedenken, dass S&T im Bereich Internet der Dinge (IoT) in Europa und Amerika schwächer abgeschnitten habe als gedacht. Während Dustin Mildner von Pareto Securities das Unternehmen auf gutem Weg sieht, die Jahresziele zu erreichen, sind die nach oben angepassten Ziele des IT-Dienstleisters für Malte Schaumann von Warburg Research keine Überraschung. Denn die vorherige Prognose habe die positiven Effekte des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16 außer Acht gelassen.

DAS MACHT DIE AKTIE

In den zurückliegenden zwölf Monaten hat sich die S&T-Aktie gut entwickelt und rund 30 Prozent an Wert gewonnen. Sie liegt damit im vorderen Drittel des Nebenwerteindex SDax, der im gleichen Zeitraum rund ein Viertel zugelegt hat.

Auf lange Sicht sieht es für die Linzer sogar noch deutlich besser aus: Alleine in den letzten drei Jahren steht ein Plus von rund 150 Prozent zu Buche, in den vergangenen fünf Jahren beziffert sich der Kursgewinn auf rund 550 Prozent.

Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit rund 1,4 Milliarden Euro liegen die Österreicher in Sachen Börsenwert im SDax-Mittelfeld. Größter Aktionär ist der taiwanesische Apple-Zulieferer und Hardware-Spezialist Foxconn, der über die Tochter Ennoconn derzeit knapp 27 Prozent der Anteile hält./eas/men/fba