FRANKFURT (awp international) - Der Preiskampf unter Europas Billigfliegern lässt bei der Lufthansa-Tochter Eurowings schwarze Zahlen weiter in die Ferne rücken. Beim Kapitalmarkttag am Montag in Frankfurt kündigte die Konzernspitze um Lufthansa-Chef Carsten Spohr weitere Kostensenkungen samt Strategieschwenk an. So gibt Eurowings die Verantwortung für ihre Langstreckenflüge ab, und die belgische Brussels Airlines wird nun doch nicht Teil der Billigmarke. Dennoch soll Eurowings erst 2021 über die Gewinnschwelle fliegen - was Spohr ursprünglich schon für 2019 angepeilt hatte.

Am Finanzmarkt setzte sich der Sinkflug der Lufthansa-Aktie am Montag fort. Am frühen Nachmittag lag das Papier mit 1,35 Prozent im Minus bei 14,615 Euro und gehörte damit zu den schwächsten Titeln im Dax . Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie bereits rund ein Viertel an Wert verloren, nachdem sie dort bereits 2018 zu den grössten Verlierern gehört hatte.

Da half es dem Aktienkurs am Montag nur kurz, dass sich der Konzern durch eine Umstellung bei der Dividendenberechnung mehr Flexibilität sichern will. So will die Lufthansa künftig 20 bis 40 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzerngewinns ausschütten. Bisher hatten 10 bis 25 Prozent des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) als Grundlage gegolten.

Nachdem der Lufthansa-Vorstand vor gut einer Woche sein Gewinnziel für 2019 zusammengestrichen hatte, stand die Entwicklung bei Eurowings schnell wieder im Fokus. Denn die Kampfpreise, mit denen der britische Billigflieger Easyjet sowie die irische Ryanair samt ihrer Tochter Laudamotion hierzulande um Passagiere buhlen, hinterlassen bei der Lufthansa-Tochter tiefe Spuren in der Bilanz.

Immerhin habe Eurowings in Deutschland zuletzt weniger Geld pro Flugzeug verloren als die Konkurrenten, sagte Spohr. Doch auch jetzt, ein Jahr nachdem sie für viel Geld grosse Teile der pleite gegangenen Air Berlin integriert hat, ist Eurowings noch nicht auf Gewinnkurs. Für den Gesamtkonzern rechnet der Vorstand in diesem Jahr seit einigen Tagen daher noch mit einem operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 2,0 bis 3,0 Milliarden Euro, nachdem er im März noch 2,4 bis 3,0 Milliarden ausgegangen war.

Auch deshalb zieht Spohr bei Eurowings jetzt die Reissleine. Ab dem Winterflugplan soll sich die Eurowings auf Kurz- und Mittelstreckenflüge konzentrieren, etwa zu Zielen innerhalb Europas, ans Mittelmeer und auf die Kanaren. Langstreckenflüge der Billigmarke mit ihren derzeit sieben Grossraumjets soll es zwar weiterhin geben, sagte ein Sprecher. Streckenplanung und Ticketvermarktung übernehme jedoch der Mutterkonzern, wo Vorstandsmitglied Harry Hohmeister das Geschäft der hauseigenen Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines lenkt.

Zugleich vollzieht der Vorstand bei Brussels Airlines eine Rolle rückwärts. Die Lufthansa-Tochter mit ihren 48 Flugzeugen wird jetzt doch nicht bei Eurowings integriert, sondern soll ebenfalls stärker an die Netzwerk-Airlines bei Hohmeister andocken.

Für die Tochter Eurowings, die dank der Übernahme der Air-Berlin-Teile und Brussels zum drittgrössten Billigflieger Europas mit fast 200 Flugzeugen aufgestiegen war, bedeutet das eine deutliche Schrumpfung. Ohne die Brussels-Maschinen und die Langstreckenjets plant Eurowings für das laufende Jahr nur noch mit 139 Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen. Einen Ausbau des Flugangebots hatte der Vorstand bereits vor einigen Wochen abgeblasen.

Um sich für die Preisschlacht der Konkurrenz zu wappnen, soll Eurowings unter der Führung von Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks kräftig an der Kostenschraube drehen. Er soll deutsche Flugbetriebe von Eurowings und ihrer Schwester Germanwings zusammenlegen und die Flotte komplett auf die A320-Reihe von Airbus und deren Neuauflage A320neo umstellen.

Bis zum Jahr 2022 soll die Billigtochter ihre Stückkosten je Sitzplatzkilometer - abseits vom Treibstoff - um 15 Prozent senken. Im Jahr 2021 soll die Tochter im operativen Geschäft die Gewinnschwelle erreichen. Mittelfristig hofft der Vorstand, dass Eurowings rund sieben Prozent ihres Umsatzes als operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) einstreichen kann. Davon ist die Airline noch weit entfernt: Für 2019 geht der Vorstand davon aus, dass diese sogenannte bereinigte Ebit-Marge mit minus vier bis minus sechs Prozent im roten Bereich liegt.

Auch bei den klassischen Fluglinien dreht der Vorstand weiter an der Kostenschraube. Ihre Stückkosten sollen wie gehabt pro Jahr um ein bis zwei Prozent sinken. Ausserdem hofft der Vorstand, die Stückerlöse durch Neuerungen im Ticketverkauf bis zum Jahr 2022 um drei Prozent nach oben zu treiben.

Spohr zeigte sich überzeugt, dass der Preiskampf unter Europas Airlines in dieser Weise nicht für immer anhält. Nach den Insolvenzen von Gesellschaften wie Air Berlin und Germania erwartet Spohr, dass es weitere Fusionen und Übernahmen in der Branche gibt. "Am Ende werden wenige starke Airlines fairen Wettbewerb miteinander treiben." So hat der Reisekonzern Thomas Cook aus Geldnot seine Fluggesellschaften samt dem deutschen Ferienflieger Condor zum Verkauf gestellt. Die Lufthansa, der die Condor einst gehörte, hat bereits ein vorläufiges Kaufgebot abgegeben./stw/knd/mis