GENF (awp international) - Fluggesellschaften in aller Welt können sich dank sinkender Treibstoffkosten im kommenden Jahr wieder auf steigende Gewinne freuen. Nach dem Rekordjahr 2017 und einem Rückgang 2018 dürfte es damit bald wieder aufwärts gehen, sagte der Welt-Luftfahrtverband IATA am Mittwoch in Genf voraus. 2019 wäre das zehnte Jahr in Folge, in dem die oft gebeutelte Branche unter dem Strich Geld verdient. Ungemach droht allerdings durch den bevorstehenden Brexit. Durch einen Austritt ohne Deal könnte der Flugverkehr zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union in Gefahr geraten.

"Ohne Deal brauchen wir dringend einen Notfallplan, aber selbst das wird wahrscheinlich kaum reichen, um kurzfristig Störungen zu vermeiden", sagte IATA-Regionalmanager Rafael Schvartzman. Der Verband begrüsse die angekündigten Schritte der EU und Grossbritanniens in die Richtung, allerdings bräuchten die Airlines deutlich mehr Details. Für IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac ist jedenfalls klar: "Der Brexit ist für die Industrie nicht gut."

Schvartzman rief die Unterhändler beider Seiten auf, sich zumindest auf die gegenseitige Anerkennung von Lizenzen sowie Sicherheits- und Industriestandards zu einigen. Andernfalls müssten etwa sämtliche Gepäckstücke von Passagieren, die über Grossbritannien nach Europa reisen, nach dem Ende der britischen EU-Mitgliedschaft erneut durch die Sicherheitskontrolle, und lange Schlangen an der Passkontrolle seien unvermeidbar.

Ungeachtet dessen sagt die IATA der Branche steigende Gewinne voraus. Weltweit dürften die Fluggesellschaften dem Verband zufolge 2019 einen Nettogewinn von 35,5 Milliarden US-Dollar (31,3 Mrd Euro) einfliegen. Ihre Prognose für 2018 korrigierte die Organisation allerdings ein weiteres Mal nach unten. Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2017 mit 37,7 Milliarden Dollar dürfe der Gewinn der Airlines im laufenden Jahr um 14 Prozent auf 32,3 Milliarden Dollar sinken.

Für europäische Fluggesellschaften wie Lufthansa , Ryanair , Air France-KLM und die British-Airways-Mutter IAG zeigt der Trend weiter nach unten. Im laufenden Jahr dürften ihre Gewinne der IATA zufolge mit 7,5 Milliarden Dollar mehr als eine Milliarde niedriger ausfallen als noch im Juni gedacht. Für 2019 sagt der Verband ihnen einen weiteren Rückgang auf 7,4 Milliarden Dollar voraus. Je Passagier verdienten europäische Airlines mit 6,40 Dollar unter dem Strich nur rund ein Drittel so viel wie ihre Konkurrentinnen aus den USA, rechnet die IATA vor.

Als Gründe für die schwächeren Gewinne führte die Organisation neben einem harten Preiskampf bei den Tickets auch das Flugchaos im Sommer 2018 sowie den vorausschauenden Treibstoff-Einkauf der Airlines an. So hätten Engpässe bei europäischen Flugsicherungen die Verspätungen stark steigen lassen und die Airlines in der Summe rund zwei Milliarden Dollar gekostet. Zudem hätten europäische Fluglinien für 2019 vergleichsweise viel Treibstoff zu höheren Preisen im Voraus eingekauft. Inzwischen ist der Ölpreis wieder gesunken. Davon könnten die betroffenen Fluglinien nur mit Verzögerung profitieren, hiess es.

Weltweit gesehen dürfte die Zahl der beförderten Passagiere aber weiter deutlich steigen. Für 2019 sagt die IATA einen Anstieg von 4,34 Milliarden auf 4,59 Milliarden Fluggäste voraus. Die Wachstumsrate gehe aber voraussichtlich von 6,5 auf 6 Prozent zurück./stw/oe/elm/mis