(neu: Laudamotion, Hintergrund, Aktienreaktion)

DUBLIN (dpa-AFX) - Die europaweite Streikwelle sowie gestiegene Kerosinpreise fordern beim Billigflieger Ryanair ihren Tribut. Am Montag kappte die Fluggesellschaft ihre Prognose für das laufende Jahr und sorgte damit für kräftige Kursverluste. Die Ryanair-Papiere verloren am Morgen bis zu 12 Prozent an Wert. Um die Mittagszeit lagen sie noch mit rund 8,50 Prozent im Minus. Seit Jahresbeginn haben sie damit rund ein Fünftel an Wert verloren. Auch die Aktien anderer Fluggesellschaften gerieten in den Abwärtssog.

Der Gewinn dürfte im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende März) nun bei 1,10 bis 1,20 Milliarden Euro liegen, teilte Ryanair in Dublin mit. Bislang war der Konzern von 1,25 bis 1,35 Milliarden ausgegangen. Als Grund für die Senkung gab Ryanair die Streiks in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Spanien und Portugal an. Allein Ende vergangener Woche waren wegen der Ausstände bei Flugbegleitern und Piloten mindestens 250 Flüge ausgefallen. Das fliegende Personal will höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen nach dem jeweiligen nationalen Recht erreichen.

Nicht nur die über 400 Maschinen mit dem Ryanair-Logo werfen in diesem Jahr weniger Gewinn ab. Die neue Ryanair-Tochter Laudamotion dürfte nach bisherigen Angaben in diesem Jahr rund 150 Millionen Euro Verlust einfliegen. Diese Summe ist in der Gewinnprognose von Ryanair noch nicht enthalten.

Europas größter Billigflieger hatte erst Ende August die Mehrheit an der österreichischen Fluglinie Laudamotion übernommen - der Nachfolge-Airline der früheren Air-Berlin-Tochter Niki. Deren Gründer Niki Lauda hatte nach der Pleite von Air Berlin den Zuschlag für Niki erhalten und sie unter dem Namen Laudamotion neu an den Start gebracht. Wenig später holte er Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot.

Auch Laudamotion und ihre Fluggäste kamen bei den Streiks nicht ungeschoren davon. Bei dem Ausstand am Freitag fielen auch acht Flüge der Österreicher aus. Denn diese betreiben bisher nur gut die Hälfte ihrer Maschinen mit eigenem Personal. Den Rest der Jets stellt Ryanair - samt Piloten und Flugbegleitern, die sich derzeit im Tarifstreit mit den Iren befinden.

Steigende Kosten für Treibstoff sind indes ein Problem, das die gesamte Branche betrifft. So hatte die britische Ryanair-Konkurrentin Easyjet ihre Gewinnprognose vergangene Woche eingeengt. Der um Sonderposten bereinigte Vorsteuergewinn dürfte im Geschäftsjahr bis Ende September demzufolge zwischen 570 und 580 Millionen britische Pfund (639 bis 651 Mio Euro) erreichen - und damit eher den oberen Bereich der bisherigen Zielspanne.

Allerdings warnte Easyjet-Chef Johan Lundgren für das neue Geschäftsjahr vor sinkenden Ticketpreisen und steigenden Treibstoffkosten. Am Montag folgten dann negative Analystenkommentare. Die Easyjet-Aktie lag zuletzt mit gut 3 Prozent im Minus. In Sippenhaft genommen wurden zeitweise auch die Papiere von Lufthansa. Sie verloren zeitweise fast drei Prozent an Wert. Zuletzt büßten sie noch rund ein Prozent an Wert ein.

Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte bereits Ende Juli ein Fragezeichen hinter seine Prognose gesetzt. Neben den Kosten für Flugausfälle und Kerosin zehren auch die Piloten-Gehälter am Ergebnis. Auch der drohende harte Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union treibt O'Leary Sorgenfalten auf die Stirn. Schon im ersten Geschäftsquartal (April bis Juni) hatte die Airline rund ein Fünftel weniger Gewinn erzielt.

Laut O'Leary musste der Billigflieger nun ein geringeres Buchungsaufkommen für die Herbstferien und die Weihnachtssaison verkraften. Auch die Ticketpreise fielen niedriger aus als gedacht. Bis vergangene Woche habe er geglaubt, dass die Preise wieder anzögen. Die Streiks hätten allerdings das Vertrauen der Kunden untergraben, sagte O'Leary. Die Kapazitäten für die Wintersaison will Ryanair zusammenstreichen. Sollten sich die Flugunterbrechungen im dritten Quartal fortsetzen, müsste die Prognose womöglich erneut gesenkt werden, hieß es.

Ryanair ist der größte Billigflieger Europas. Die einheitlichen Boeing 737-Maschinen fliegen mehr als 215 Flughäfen in 37 Ländern an und operieren von 86 Basen in Europa und Nordafrika. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machten die Iren bei 7,15 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 1,45 Milliarden Euro./she/stw/jha/