Vor einem geplanten Streik von Flugbegleitern in mehreren europäischen Ländern an diesem Freitag einigte sich die Airline mit drei Gewerkschaften auf einen von Oktober an geltenden Tarifvertrag für das in Italien ansässige Kabinenpersonal, wie Ryanair am Dienstag mitteilte. Vereinbart worden seien Lohnerhöhungen und Sozialleistungen nach italienischem Recht. Für Freitag sagte die Airline unterdessen 190 von insgesamt 2400 geplanten Flügen wegen des angekündigten Streiks ab. Davon seien wahrscheinlich etwa 30.000 Passagiere betroffen. Marketing-Chef Kenny Jacobs warnte zudem, bei anhaltenden Streiks werde Ryanair Kapazitäten im Winter und im Sommer 2019 zurückfahren.

Auch in Deutschland, Portugal und Spanien seien die Gewerkschaften zu Verhandlungen eingeladen worden, teilte die irische Fluggesellschaft weiter mit. Die Verhandlungen für das Kabinenpersonal in Deutschland wurden nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Dienstag fortgesetzt. Am Mittwoch will sie über die Gespräche und mögliche Aktionen informieren. Flugbegleiter in Spanien, Italien, Portugal, Belgien und den Niederlanden hatten angekündigt, am 28. September erneut die Arbeit niederzulegen. In Belgien und den Niederlanden legen am Freitag auch die Piloten die Arbeit nieder. Verdi und die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatten zuletzt Mitte September einen Tag lang gestreikt. Ryanair-Manager Jacobs kritisierte die Arbeitskampfmaßnahmen erneut: "Diese wiederholten unnötigen Streiks schaden Ryanairs Geschäft und dem Vertrauen unserer Kunden zu einer Zeit, in der die Ölpreis stark steigen - wenn sie weitergehen, müssen wir uns unweigerlich unser Kapazitätswachstum im Winter und im Sommer 2019 wieder ansehen."

Ryanair wird in mehreren Ländern mit Arbeitskämpfen überzogen, seit der Billigflieger Ende vergangenen Jahres erstmals mit Gewerkschaften Verhandlungen über Tarifverträge für Piloten und Kabinenbeschäftigten aufgenommen hat. Die Beschäftigten der profitabelsten europäischen Airline, die mit Flügen zum Preis von wenigen Euro den Markt aufmischte, fordern höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen - so etwa Lohnfortzahlung oder Regeln zu Versetzungen. Kritisiert wird vor allem, dass Ryanair Mitarbeiter in den einzelnen Ländern oft nicht mit lokalen Verträgen ausstatte und nationales Arbeitsrecht nicht anwende. In Italien verpflichtete sich Ryanair jetzt gegenüber dem Kabinenpersonal zu Arbeitsverträgen und Sozialleistungen nach italienischem Recht. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von drei Jahren.