DUBLIN (dpa-AFX) - Europas größter Billigflieger Ryanair liebäugelt trotz seiner reinen Boeing-Flotte mit dem Kauf des Konkurrenzmodells Airbus A321. Das Flugzeug des europäischen Herstellers sei eine "attraktive" Option für die Hälfte seiner Standorte, sagte Finanzchef Neil Sorahan in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Fluglinie aus Irland betreibt bisher eine Flotte aus 440 Boeing-Flugzeugen der 737-Reihe und hat sich auch bei den moderneren, spritsparenden Modellen für die Boeing 737-MAX entschieden.

Sorahan zufolge gibt es derzeit zwar keine konkreten Pläne für eine Bestellung bei Airbus. Allerdings stehen die Iren derzeit vor der Übernahme des österreichischen Billigfliegers Laudamotion. Dieser setzt wie seine Vorgängerin, die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki, auf die Airbus-Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo. Deren Langversion A321neo - ebenfalls mit sparsameren Triebwerken ausgestattet - erweist sich inzwischen als starkes Zugpferd für Airbus und ist auch in einer Langstreckenversion namens A321LR erhältlich. Faktisch bestellt kaum noch ein Kunde die herkömmliche A320 oder A321, sondern jeweils die neo-Version.

Ryanair werde sich die A321 bei künftigen Flugzeugbestellungen sicher ansehen, sagte Sorahan. Er habe bereits Gespräche mit Airbus in Toulouse geführt. Einen besonderen Reiz des Fliegers macht für Ryanair dessen Größe aus. Die A321neo kann bis zu 244 Passagiere befördern - mehr als jeder Boeing-Jet dieser Klasse. Die Amerikaner prüfen derzeit die Entwicklung eines Jets, der Platz für mehr Passagiere bieten und längere Strecken zurücklegen könnte.

Die Iren können ihre derzeitigen Wachstumspläne aber auch so erfüllen. Bis Ende 2024 will die Gesellschaft die Zahl ihrer Passagiere auf 200 Millionen steigern. Eine Bestellung bei Airbus würde damit weiterem künftigem Wachstum dienen. Andere Billigflieger wie Easyjet und WizzAir haben sich bereits für größere Maschinen entschieden.

Ein Boeing-Sprecher zeigte sich zuversichtlich, die Bedürfnisse von Ryanair auch in Zukunft zu erfüllen. Ein Airbus-Sprecher wollte Gespräche mit möglichen Kunden nicht kommentieren. Bisher hatte der Flugzeugbauer aus Toulouse die Aussicht auf Aufträge von Ryanair gedämpft und vermutet, dass die Iren mit solchen Äußerungen nur höhere Rabatte bei Boeing durchsetzen wollten./stw/nas/fba