LUTON/BERLIN (dpa-AFX) - Der Billigflieger Easyjet erwägt harsche Schritte gegen seine britischen Aktionäre, um weiterhin den gesamten EU-Markt bedienen zu können. Nach einem am Dienstag vorgestellten Notfallplan für den ungeregelten Brexit könnten Stimmrechte britischer Eigner ausgesetzt oder die Aktionäre sogar gezwungen werden, ihre Anteile an Eigentümer aus dem europäischen Wirtschaftsraum zu verkaufen.

Ende Dezember befand sich die Airline mit Sitz in Luton bei London nach eigenen Angaben zu 49 Prozent in der Hand von Anteilseignern aus dem europäischen Wirtschaftsraum - ohne Großbritannien. Damit lag die Quote immerhin 2 Prozentpunkte höher als Ende September. Mit den erwogenen Schritten könnte Easyjet diesen Anteil auf mehr als 50 Prozent steigern und damit die Anforderungen für den Flugbetrieb innerhalb der EU erfüllen. Auch der irische Konkurrent Ryanair versucht bereits seit Wochen, einen Teil seiner britischen Aktionäre loszuwerden.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Easyjet-Aktie gewann bis zur Mittagszeit an der Londoner Börse mehr als 5 Prozent an Wert. Seit dem Jahreswechsel hat sie damit um 11 Prozent zugelegt, nachdem es für sie im Jahr 2018 wie anderen Airline-Aktien merklich abwärts gegangen war.

Easyjet hat nach eigenen Angaben bereits 130 seiner 318 Airbus-Flugzeuge auf eine Tochtergesellschaft in Österreich übertragen. Bis zum Brexit-Datum 29. März sollen auch die Lizenzen der Besatzungen übertragen werden, wie das Unternehmen ankündigte.

Easyjet betonte, dass die Ticketverkäufe trotz des drohenden ungeregelten Brexits zuletzt weiter zugelegt hätten. Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember steigerte Easyjet seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 14 Prozent auf 1,3 Milliarden britische Pfund (1,5 Mrd Euro). Zu Gewinn oder Verlust machte das Unternehmen zum Quartal keine Angaben.

Auf dem Berliner Markt ist Easyjet-Geschäft auch im das laufenden Geschäftsjahr rote Zahlen bringen.Solche Verluste seien aber normal, wenn an einem Standort 10 Millionen zusätzliche Sitzplätze angeboten würden, sagte Easyjet-Europa-Geschäftsführer Thomas Haagensen der Deutschen Presse-Agentur. Viele Strecken seien noch nicht einmal ein Jahr alt. Easyjet hatte Anfang 2018 in Berlin-Tegel einen Teil des Geschäfts der insolventen Air Berlin übernommen. Zuvor waren die Briten bereits in Schönefeld aktiv. Insgesamt hat Easyjet derzeit 35 Maschinen in Berlin stationiert.

Haagensen sagte, das Unternehmen müsse seine Flugpläne in Berlin optimieren, zum Beispiel Abflugzeiten ändern oder Flüge von Tegel und Schönefeld zum selben Ziel auf einen der beiden Berliner Flughäfen konzentrieren. Die Auslastung der Berlin-Flüge sei inzwischen besser als die der Konkurrenz, fügte der Europa-Chef hinzu, ohne eine Zahl zu nennen. Im ersten Quartal 2018 hatte sie lediglich bei 66 Prozent gelegen./stw/brd/ceb/stw