(Neu: Schlusskurse, Analystenstimme, Branchentendenz)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Gewinnwarnung der Lufthansa hat am Montag der ohnehin verhaltenen Stimmung am Aktienmarkt einen zusätzlichen Schlag versetzt. Die Aktien der Fluggesellschaft brachen im Tagesverlauf bis auf 15,42 Euro ein und markierten zum Handelsende mit einem Minus von 11,62 Prozent den mit Abstand letzten Platz im Dax. Damit rutschten sie auch deutlich unter die Zwischentiefs um 17 Euro. In diesem Bereich hatte sich der Kurs vergangenen Herbst sowie Ende Mai gefangen. Das ohnehin triste Chartbild trübte sich damit weiter ein.

Die Airline bekommt den starken Preiskampf im europäischen Luftverkehr zu spüren und rechnet auch wegen fallender Ticketpreise für 2019 nur noch mit einem operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro. Bislang hatte die Konzernführung noch etwa 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro anvisiert. Abseits des laufenden Geschäfts fürchtet der Konzern wegen einer neuen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs zudem höhere Steuerzahlungen für frühere Jahre. Das Management will daher eine Rückstellung in Höhe von 340 Millionen Euro bilden.

Zu den Problemen in der Bilanz kommt nun womöglich noch ein weiterer Konflikt mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo dazu. Die Gewerkschaft warf der Fluggesellschaft am Montag Gesprächsverweigerung in Bezug auf die Billigtochter Eurowings vor. In einem früheren Schiedsverfahren beschlossene Tarifverträge seien nicht anerkannt worden, hieß es von der Gewerkschaft. Solch ein "Verhandlungsembargo" sei inakzeptabel und werde "konkrete Auswirkungen" haben.

Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research fürchtet, dass mit der Gewinnwarnung das kurzfristige Vertrauen der Investoren verloren geht. Angesichts der vielen Probleme dürfte es Lufthansa-Chef Carsten Spohr schwerfallen, bei dem anstehenden Kapitalmarkttag in der kommenden Woche die Gunst der Anleger schnell zurückzugewinnen. Dazu brauche es mehr als nur einen halbwegs optimistischen langfristigen Ausblick.

Auch RBC-Experte Damian Brewer geht davon aus, dass der Aktienkurs wegen des verloren gegangenen Vertrauens weiter sinken dürfte. Es sei erstaunlich, dass die Lufthansa immer noch über die Verteidigung von Marktanteilen rede, obwohl zunehmend erkennbar werde, dass sie dafür weder die Kostenbasis noch den Produkt-Preis-Mix habe, ohne Aktionärswerte zu vernichten. Kurzfristig könnten Investoren das Vertrauen in die Strategie des Konzerns verlieren, was den Aktienkurs vorübergehend bis auf rund 12 Euro nach unten ziehen könnte. Damit würde die Lufthansa - wie schon im Jahr 2011 - nur noch mit etwa der Hälfte des Nettoinventarwerts bewertet.

Dirk Schlamp von der DZ Bank hat seine Gewinnschätzung für das laufende Geschäftsjahr wegen der Gewinnwarnung deutlich gekappt. Er glaubt, dass die Steuerrückstellung das Jahresergebnis mit belasten dürfte und dass die Schwäche im Europageschäft zunächst anhalten sollte. Mit Blick auf die gesamte Branche rechnet er in Europa zudem mit weiteren Zusammenschlüssen.

Sollten die Lufthansa-Papiere tatsächlich bis auf rund 12 Euro fallen, wären die seit Anfang 2017 erzielten Kursgewinne wieder dahin. 2017 hatte die Air-Berlin-Pleite den Kranich-Papieren noch starken Auftrieb verliehen - Anleger versprachen sich vom Ausstieg des Konkurrenten unter anderem höhere Ticketpreise. Bis Anfang 2018 folgte eine steile Rally bis auf ein Rekordhoch von 31,26 Euro. Seitdem haben die Anteilsscheine nun schon die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Beobachter fürchten mittlerweile sogar um den künftigen Verbleib der Airline im Dax. LBBW-Analyst Uwe Streich sieht dafür jedoch noch keine akute Gefahr.

Zum einen lag der jüngste Abwärtstrend an den gestiegenen Ölpreisen. Zum anderen schläft aber auch die Konkurrenz nicht. Billigairlines wie Ryanair und Easyjet machen Druck. Auch deren Papiere wurden von der Lufthansa-Warnung am Montag in Mitleidenschaft gezogen und büßten jeweils mehr als vier Prozent an Wert ein./mis/tav/kro/edh/fba