HAMBURG (dpa-AFX) - Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex will Wind- und Solarprojekte in Europa an RWE verkaufen. Daraufhin hob die Aktie der Hamburger am Montagvormittag regelrecht ab und stieg um knapp 19 Prozent auf 10,44 Euro. Die Commerzbank hält die Vertragsbedingungen für äußerst attraktiv und sieht eine deutliche Stärkung der Kennzahlen dadurch. Auch bei RWE-Aktien stieß der Deal an der Börse auf Zustimmung. Der Kurs gewann 1,6 Prozent auf 32,50 Euro.

Vereinbart ist für den Deal nach Angaben von Nordex ein Verkaufspreis von 402,5 Millionen Euro in bar. Dabei gehe es um 2,6 Gigawatt Windkapazität, davon 1,8 Gigawatt in Frankreich, und 0,1 Gigawatt Solarkapazität. Die Arbeitnehmervertreter in Frankreich und die dortigen Behörden müssen der Vereinbarung noch zustimmen. Nordex erwartet, dass der Verkauf im vierten Quartal über die Bühne gehen wird. Als Teil des Vertrags wird RWE auch mehr als 70 Mitarbeiter von Nordex übernehmen. Nordex will seine Projektentwicklung in anderen Märkten fortsetzen.

"Das wird die Bilanz des Unternehmens deutlich verbessern", argumentierte Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler mit Blick auf den Verkäufer Nordex. Aus einer Nettoschuldenposition würde eine deutlich positive Cash-Position. Nordex hebe mit dem Deal erhebliche versteckte Reserven. In den Büchern sei das Geschäft bislang sehr niedrig bewertet.

Die Bären könnten argumentieren, dass Nordex einen seiner Vertriebskanäle verliert, kommentiert die Commerzbank. Aber Frankreich trage nur etwa sechs Prozent zu den jährlichen Lieferungen bei. Für das Analysehaus Jefferies kommt der Deal nicht überraschend, es habe solche Verkäufe bereits früher gegeben, außerdem sei die Projektentwicklung kein Schwerpunkt des Konzerns. Als Teil der Wertschöpfungskette entwickelt Nordex in einigen Märkten ein eigenes Portfolio von Windparkprojekten. Diese Projekte werden dann an Kunden oder Investoren weiterverkauft.

Die französische Großbank Societe Generale (SocGen) stuft Nordex von "Hold" auf "Buy" hoch, das Kursziel aber von 13 auf 11 Euro gesenkt. Die um bis zu 50 Prozent schlechtere Kursentwicklung im Vergleich zu den Wettbewerber-Papieren eröffne Anlegern eine attraktive Kaufgelegenheit, begründete Analyst Rajesh Singla sein geändertes Anlagevotum in einer am Montag vorliegenden Studie. Das neue Kursziel reflektiere die durch die Corona-Krise hervorgerufenen Herausforderungen bei den Lieferketten des Windkraftanlagen-Herstellers./knd/ssc/fba