STUTTGART (dpa-AFX) - Der zusätzliche Strombedarf für eine große Zahl Elektroautos ist aus Sicht des Energiekonzerns EnBW kein Problem. Das Unternehmen widersprach damit am Montag auf Anfrage Aussagen des FDP-Politikers Hans-Ulrich Rülke, der einen schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur in einem Interview der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" als unrealistisch bezeichnet hatte.

Für eine Million E-Autos in Deutschland werden nach EnBW-Angeben rund 0,4 Prozent Strom zusätzlich benötigt - bei einem durchschnittlichen Verbrauch pro Fahrzeug von 20 Kilowattstunden je 100 Kilometer und 15 000 Kilometern Jahresfahrleistung. "Der Strombedarf ist aus heutiger Sicht keine Herausforderung für die Elektromobilität", sagte EnBW-Sprecher Heiko Willrett. Aktuell gibt es nach einer Schätzung auf Basis von Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes rund 200 000 Elektrofahrzeuge einschließlich sogenannter Plug-in-Hybride in Deutschland.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag hatte gesagt: "Schnell aus der Kohle aussteigen und gleichzeitig hängt jeder sein Elektroauto an die Ladesäule? Das kann nicht funktionieren, das ist im besten Falle politische Illusion."

Wenn Ladestationen wie Pilze aus dem Boden schössen, würden die Stromnetze völlig überlastet, prognostizierte Rülke weiter. Auch hier widersprach EnBW unter Berufung auf einen Bericht der Expertengruppe der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität. Demnach wären schon mit der heutigen Infrastruktur etwa 13 Millionen E-Fahrzeuge machbar. Das entspreche einem Anteil von 30 Prozent aller Autos in Deutschland. Allerdings seien in Ballungsgebieten bei konzentrierten Zuwächsen lokale Engpässe möglich.

Nach Angaben des Verteilnetzbetreibers Netze BW sind Investitionen in den Netzausbau nötig, um die Verteilnetze leistungsfähiger zu machen. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben in seinem Gebiet Investitionen von 500 Millionen Euro bis 2025. Das sei besonders wichtig, wenn mehrere E-Autos in einer Straße gleichzeitig geladen werden sollen. Ein Feldversuch in Ostfildern bei Stuttgart habe gezeigt, dass von zehn Anwohnern mit E-Auto nie mehr als fünf gleichzeitig laden./moe/DP/stw