LONDON (awp international) - Der auf Herbst verschobene Brexit macht der britischen Grossbank Royal Bank of Scotland (RBS) zu schaffen. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem geplanten Austritt des Landes aus der EU mache es schwerer, das Ziel bei den Erträgen zu erreichen, teilte das seit der Finanzkrise verstaatlichte Unternehmen am Freitag in London mit.

Die Bank kämpfte bereits in den ersten drei Monaten des Jahres mit sinkenden Erträgen und einer niedrigeren Marge. Der Gewinn sackte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Prozent auf 707 Millionen Pfund (820 Mio Euro) ab. Die RBS-Aktie verlor nach Bekanntgabe der Zahlen und dem etwas gedämpften Ausblick rund fünf Prozent an Wert.

Die Bank hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, dass sie sich einen neuen Chef suchen muss. Der seit Herbst 2013 amtierende Ross McEwan sei von seinem Amt zurückgetreten, bleibe der Bank aber so lange erhalten, bis ein Nachfolger an Bord und eingearbeitet ist.

McEwan hatte die Bank, die einer der grössten Sanierungsfälle der Branche nach der Finanzkrise war, in den vergangenen Jahren wieder auf eine finanziell solidere Basis gestellt. 2018 verdiente die Bank das zweite Jahr in Folge Geld.

Zuvor hatte die RBS jahrelang in den roten Zahlen gesteckt. Insgesamt hatte die Grossbank infolge der Finanzkrise, fragwürdiger Geschäftspraktiken, wilder Spekulationen und einer missglückten Übernahme einen Verlust von rund 58 Milliarden Pfund angehäuft. Der britische Staat hatte im Krisenjahr 2008 insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt, um sie zu retten.

Nachdem die Regierung ihren Anteil etwas zurückfahren konnte, hält der Staat noch gut 62 Prozent der Anteile. Das Aktienpaket ist derzeit 18 Milliarden Pfund wert und damit weit davon entfernt, um der Regierung einen verlustfreien Ausstieg zu ermöglichen.

Bei der Konkurrentin Lloyds , die in der Finanzkrise ebenfalls mit Steuergeld gerettet werden musste, konnte sich der Staat inzwischen wieder zurückziehen - und das sogar mit einem Gewinn./zb/stw/jha/