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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Spekulationen über einen möglichen Rückzug von der Börse haben die Aktien der Startup-Schmiede Rocket Internet am Donnerstag angetrieben. Sie stiegen in der Spitze bis auf 26,24 Euro. Nachdem sich die Papiere in den vergangenen Monaten kontinuierlich vom Ende 2018 erreichten Zwischentief unter 20 Euro erholt hatten, war das der höchste Kurs seit Mitte Oktober. Gegen Mittag waren die Anteilsscheine der Berliner mit einem Plus von mehr als 7 Prozent auf 25,88 Euro noch zweitgrößter Gewinner im MDax, hinter Delivery Hero, die im sog eines optimistischeren Umsatzausblicks um rund 10 Prozent zulegten.

Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer verfolge einen Plan, die Start-up-Holding von der Börse zu nehmen, schreibt das "Manager Magazin" unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. Im Aufsichtsrat sei bereits über das Projekt gesprochen worden und im Hintergrund arbeite ein Team die Struktur für einen solchen Deal aus. Dabei sei aktuell die Option am wahrscheinlichsten, dass das Unternehmen so viele Aktien wie möglich zurückkaufe, Samwer selbst aber nicht verkaufe. Dadurch würde er am Ende die Gesellschaft kontrollieren, schreibt das Blatt. Noch gebe es aber keine Entscheidung, hieß es weiter.

Für den Analysten Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan wäre ein solcher Schritt nachvollziehbar, habe das Management doch immer wieder das aus ihrer Sicht zu niedrige Bewertungsniveau der Aktien kritisiert.

Denn die Aktie von Rocket Internet ist seit dem Börsengang im Herbst 2014 nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Die zu jeweils 42,50 Euro ausgegebenen Papiere waren in den ersten Handelswochen zügig bis auf mehr als 60 Euro nach oben geschnellt, anschließend folgte aber ein Absturz bis auf fast 15 Euro im Frühjahr 2017. Zwar berappelte sich der Kurs seither, allerdings notieren die Papiere immer noch rund 39 Prozent unter dem Ausgabepreis.

Auch vor diesem Hintergrund dürften die Anleger sich laut dem Analysten Diebel wohl kaum mit einem Kursaufschlag unter 30 Prozent zufrieden geben, sollte Samwer versuchen das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Das würde einer Marktkapitalisierung von mehr als 5 Milliarden Euro entsprechen.

Selbst wenn man die über 40-prozentige Beteiligung von Samwer berücksichtige, müssten dann für einen Kauf der restlichen Aktien fast die gesamten Barmittel des Konzerns genutzt werden. Das wiederum würde aber die Mittel mit Blick auf künftige Übernahme oder neue Start-up-Projekte fast aufzehren./mis/ag/jha/

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