- von Alexander Hübner

Vor allem im Geschäft mit Röntgen-, Ultraschall- und MRT-Geräten, gewöhnlich der zuverlässigste Gewinnbringer, zeigte Siemens Healthineers unerwartete Schwächen bei der Rendite und verunsicherte damit die Anleger. Der Nettogewinn ging im ersten Quartal (per Ende Dezember) um zwölf Prozent auf 304 Millionen Euro zurück und lag damit klar unter den Analystenschätzungen. Finanzchef Jochen Schmitz sprach am Montag von vorübergehenden Effekten. Schon im zweiten Quartal soll die Aufholjagd beginnen. Das Ziel, die Rendite der Sparte Imaging (Bildgebung) 2019/20 deutlich zu steigern, sei damit aber schwieriger zu erreichen.

Im ersten Quartal ging die operative Umsatzrendite in der erfolgsverwöhnten Sparte zurück und drückte die Marge im Konzern auf 13,5 (16,4) Prozent. "Die Erfolgsgeschichte von Imaging ist aber völlig intakt", versuchte Schmitz zu beschwichtigen. Der Produktmix sei in den ersten drei Monaten besonders ungünstig gewesen. Röntgengeräte für Europa brächten geringere Margen als Magnetresonanz-Tomographen (MRT) für die USA. In Nordamerika hatten die Umsätze im Quartal stagniert. Das soll sich schon von Januar bis März ändern. Die Healthineers-Aktie gab aber um fast fünf Prozent auf 40,50 Euro nach. Nach den Anlaufproblemen mit dem Labordiagnostik-System Atellica seien die schwachen Margen bei Imaging ein neuer Grund zur Sorge, erklärten die Analysten von Credit Suisse.

Dabei stieg der Konzernumsatz von Oktober bis Dezember auf vergleichbarer Basis um 5,5 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro. Der Auftragseingang verbesserte sich sogar um 13 Prozent. Vorstandschef Bernd Montag bestätigte die Prognosen: "Vor dem Hintergrund unserer sehr starken Auftragslage sind wir für die weitere Entwicklung des Geschäftsjahres zuversichtlich." Der Umsatz soll 2019/20 - ohne Währungs- und Zukaufseffekte - um fünf bis sechs Prozent steigen, das Ergebnis je Aktie um sechs bis zwölf Prozent. Im ersten Quartal ging es allerdings um sechs Prozent zurück.

LABORSPARTE: "TIEFPUNKT DURCHSCHRITTEN"

In der Diagnostik-Sparte sei der Tiefpunkt bei der Rendite durchschritten, sagte Finanzvorstand Schmitz. Der operative Gewinn hat sich dort im ersten Quartal mehr als halbiert. Es habe viel Geld gekostet,. 600 im Sommer 2019 eilig ausgelieferte Systeme in Betrieb zu nehmen. Im ersten Quartal kamen nur noch 380 hinzu, wie Vorstandschef Montag sagte. Geld verdient Healthineers erst, wenn die Laborbetreiber Reagenzien und andere Verbrauchsmaterialien kaufen. Insgesamt laufen nun 2000 der 3000 verkauften Laborstraßen, mit denen Siemens dem Weltmarktführer Roche Paroli bieten will. Vor allem bei Großkunden kämen sie gut weiterhin gut an, sagte Montag.

Der jüngste Großauftrag kommt von der US-Laborkette Quest Diagnostics. Der weltweit größte Laborbetreiber könnnte in den nächsten Jahren nach und nach bis zu 120 Atellica-Systeme für Immunoassay-Tests in seinen 19 Laboren in USA einsetzen. Das werde Siemens Healthineers 40 bis 50 Millionen Euro Umsatz pro Jahr bringen, schätzt Montag, mehr als doppelt so viel wie Quest als Kunde bisher bringt.