Basel (awp) - Bei Roche scheint die Rechnung aufzugehen: Der Pharmakonzern will mit neueren Produkten die drohenden Umsatzeinbussen bei älteren Mitteln wettmachen und sogar weiter wachsen. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat dies funktioniert. Entsprechend bestätigte das Unternehmen auch seine Ziel, im Gesamtjahr zu wachsen.

Das Thema Umsatzerosion durch den Markteintritt von Biosimilars sowie Zweifel an der Durchschlagkraft der neueren Mittel begleiten den Pharmakonzern mittelweile von Quartal zu Quartal. Kein Wunder: Immerhin haben die ersten Nachahmerprodukte für den Blockbuster Mabthera/Rituxan in Europa für einen Umsatzeinbruch von annähernd 50 Prozent gesorgt. Dass die Umsätze mit dem Mittel nach den ersten neun Monaten weltweit letztlich nur um 9 Prozent rückläufig waren, ist vor allem dem Absatz in den USA und International zu verdanken, wie der Konzern am Mittwoch herausstellte.

Ähnlich sieht es mit dem zweiten Blockbuster Herceptin aus, der zu der sogenannten HER2-Franchies gehört. Das Krebsmittel hat in den ersten neun Monaten weltweit ein Umsatzplus von 2 Prozent auf 5,3 Milliarden verzeichnet. Während die Erlöse in Europa um 10 Prozent fielen, legten sie vor allem in den USA deutlich zu.

Pharmachef bereitet auf beschleunigte Umsatzerosion vor

Bei beiden Mitteln hat Roche etwas besser als von Analysten befürchtet abgeschnitten. Allerdings warnte Roche-Pharma-Chef Daniel O'Day während einer Telefonkonferenz am Mittwoch vor übertriebenen Erwartungen: Der Markt solle sich darauf einstellen, dass der Umsatz im etwa gleichen Tempo wie bei Mabthera einbrechen werde. Denn in Europa seien die Auswirkungen der ersten Nachahmer erst langsam zu spüren gewesen.

"Vor allem aber wird sich der Rückgang mit beiden Mitteln im kommenden Jahr nochmals beschleunigen", kündigte O'Day an. Denn im kommenden Jahr werden zeitlich etwas versetzt für Mabthera und Herceptin Nachahmerprodukte auf den US-Markt kommen.

Management bleibt dank neuer Produkte zuversichtlich

Trotz dieser drohenden Belastungen bleibt das Management von Roche aber zuversichtlich, was das weitere Wachstum betrifft. "Wir gehen davon aus, dass unsere zuletzt eingeführten Mittel wie Ocrevus, Hemlibra und Perjeta unser weiteres Wachstum auch über das laufende Jahr hinaus sichern werden", erklärte CEO Severin Schwan am Mittwoch vor den Journalisten.

Tatsächlich haben diese neueren Produkte 90 Prozent zum Umsatzwachstum in den ersten drei Quartalen beigetragen. Und dieses lag laut Roche bei 7 Prozent. Der Umsatz stieg damit auf 42,1 Milliarden Franken. der Löwenanteil von 32,7 Milliarden entfiel auf die Pharmasparte. Sie wuchs um ebenfalls 7 Prozent. Die Diagnostics-Sparte erreichte einen Umsatz von 9,4 Milliarden, ein Plus von 7 Prozent (+6 Prozent zu konstanten Wechselkursen).

Alleine mit Ocrevus, einem Mittel zur Behandlung der multiplen Sklerose, hat Roche im Berichtszeitraum einen Umsatz von knapp 1,7 Milliarden gemacht. Für das erste volle Jahr auf dem Markt winken also Umsätze von mehr als 2 Milliarden. "Ocrevus ist die beste Markteinführung in unserer bisherigen Unternehmensgeschichte", schwärmte Schwan.

Jahresprognose bestätigt

Vor diesem Hintergrund zeigte sich das Management denn auch zuversichtlich, die Ende Juli erhöhte Prognose zu erfüllen. Demnach soll das Verkaufswachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Beim Kerngewinn je Titel wird zu konstanten Wechselkursen dank der US-Steuerreform ein Plus im mittleren Zehnerbereich angestrebt.

Ohne die Auswirkungen der US-Steuerreform dürfte das Wachstum des Kerngewinns weitgehend dem Verkaufswachstum entsprechen, wiederholte das Management die bisherigen Aussagen.

Nach einem noch positiven Start drehten die Roche-Genussscheine am Mittwoch klar ins Minus und schlossen 1,9 Prozent tiefer auf 236 Franken. Händler sprachen zwar von guten Umsatzzahlen für das vergangene Quartal, allerdings sei vor allem das kommende Jahr die eigentliche Herausforderung in Bezug auf Patentabläufe wichtiger Medikamente bzw. die Einführung von Biosimilars.

hr/rw