Basel (awp) - Roche hat von der Europäische Kommission die Zulassung für sein MS-Mittel Ocrevus erhalten. Wie der Pharmakonzern am Freitag mitteilte, darf das Mittel zur Behandlung von schubförmiger (RMS) sowie primär progredienter multipler Sklerose (PPMS) eingesetzt werden. In zahlreichen Märkten wie den USA und auch der Schweiz ist das Mittel bereits seit vergangenem Jahr zugelassen.

Die EU-Zulassung kommt nicht ganz überraschend, nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Agentur EMA bereits im November eine positive Empfehlung für das Mittel abgegeben hatte.

Ocrevus ist laut Roche das erste und einzige in der EU zugelassene krankheitsmodifizierende Medikament für Patienten mit PPMS im Frühstadium. Bei dieser Form der MS kommt es von Beginn an zu einer kontinuierlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands. Für Patienten mit RMS stelle Ocrevus derweil eine wichtige neue Behandlungsoption dar. Sie stellt die weitaus häufigste Form der Nervenkrankheit MS dar.

Laut Unternehmensangaben leiden in Europa etwa 700'000 Patienten an MS. Von ihnen haben etwa 96'000 die stark behindernde primär progrediente Verlaufsform.

OCREVUS GEHÖRT ZU HOFFNUNGSTRÄGERN

Ocrevus gilt als einer der Hoffnungsträger für Roche. Analysten trauen Ocrevus Blockbuster-Potenzial zu, also Umsätze von mehr als einer Milliarde Franken. Bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal im Oktober sorgten die Ocrevus-Umsätze bereits für eine positive Überraschung.

ZKB-Analyst Michael Nawrath hebt in einem ersten Kommentar hervor, dass bei Ocrevus verschiedene Faktoren eine schnelle Durchdringung des Mittels begünstigen sollten. So weise das Mittel gerade im Falle der RMS eine deutlich besseren Wirksamkeit bei moderatem Nebenwirkungsprofil auf. Zudem erhöhte ein rund 25% tiefer angesetzter Preis im Vergleich zu den modernen oral verfügbaren MS-Medikamenten die Attraktivität. Er rechne mit einer Durchdringung von etwa 40%.

Derweil sei die Wirksamkeit im Falle der PPMS zwar nicht so stark ausgeprägt, "jedoch war diese Form der MS bisher gar nicht behandelbar, weshalb wir auch hier von der gleich hohen Durchdringungsrate ausgehen", schreibt der Experte. Nawrath traut dem Mittel einen Spitzenumsatz von 4,2 Mrd CHF im Jahr 2024 zu.

An der Börse stösst die Zulassung auf positives Echo. Die Genussscheine sind gegen 9.50 Uhr mit einem Kursplus von 0,8% einer der grössten Gewinner im Leitindex SMI. Dieser steht zeitgleich um 0,3% höher.

hr/uh