Winterthur (awp) - Der Spinnereimaschinenhersteller Rieter leidet stark unter der Corona-Pandemie. Wie bereits Ende Mai angekündigt, hatte das Unternehmen im ersten Halbjahr 2020 mit einem kräftigen Umsatzeinbruch zu kämpfen und schrieb einen deutlichen Verlust. Im Ausblick zeigt sich Rieter aber zuversichtlicher.

Der Umsatz brach um 39 Prozent auf 254,9 Millionen Franken ein. Die Leistung aller drei Geschäftsbereiche sei stark zurückgegangen, teilte Rieter am Donnerstag mit. Die aussergewöhnliche Marktlage habe zu Verlusten in allen Bereichen geführt. Der Bestellungseingang ging ebenfalls deutlich zurück. Er sank um 34 Prozent auf 250,7 Millionen Franken.

Die schwachen Verkaufszahlen führten unter dem Strich zu einem Verlust. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT sackte auf -55,0 Millionen Franken (VJ -1,2 Mio), das Reinergebnis auf -54,4 Millionen (VJ -3,8 Mio) ab.

Analysten hatten nach der Gewinnwarnung im Mai zwar mit einem solch schwachen Ergebnis gerechnet, die tiefen Erwartungen wurden allerdings nochmals enttäuscht. Der AWP-Konsens für den Umsatz lag bei 277,8 Millionen und für den Bestellungseingang bei 315 Millionen Franken. Auch auf der Ergebnisseite enttäuschte Rieter - der Konsens hatte lediglich ein EBIT von -47,8 Millionen und ein Reinergebnis von -52,3 Millionen prognostiziert.

Alles Bereiche leiden stark

In allen drei Geschäftsbereichen schlug die Corona-Krise voll durch. So verbuchte Machines & Systems einen Umsatzeinbruch um 46 Prozent, bei Components lag das Minus bei 29 Prozent und After Sales erzielte 34 Prozent weniger. Auch der Bestellungseingang lag in allen drei Bereichen um 32 bis 34 Prozent unter dem Vorjahr, auf Stufe EBIT wurden Verluste geschrieben.

Der Bereich Machines & Systems sei von der Verschiebung von Investitionen und Auslieferungen durch Kunden betroffen, heisst es weiter. Da weltweit die Produktion in vielen Spinnereien ausgesetzt worden sei, ging zudem die Nsachfrage nach Verschleiss- und Ersatzteilen sehr deutlich zurück. Dies schlage sich in niedrigen Aufträgen und Umsätzen der Bereiche Components und After Sales nieder.

Bei den Regionen trugen alle bis auf die Türkei den Stempel der Pandemie. Besonders stark ging der Umsatz in Indien wegen des Lockdown zurück (-73%). Aber auch China, die anderen asiatischen Länder, sowie Nord- und Südamerika verzeichneten starke Einbussen. Einzig die Türkei steigerte sich deutlich von einem sehr niedrigen Niveau, was auch im Zusammenhang mit Innovationen stehe.

Massnahmen zeigen Wirkung - Ausblick positiver

Derweil sind die getroffenen Massnahmen des Krisenmanagements mittlerweile weltweit umgesetzt - wie bereits bekannt wurde für das dritte Quartal 2020 in der Schweiz und in Deutschland 40 Prozent Kurzarbeit eingeführt. Die Entscheidung über eine Verlängerung falle im September. Zudem sanken dank der Massnahmen die Kosten um rund 10 Millionen Franken.

Die in den letzten Jahren begonnene Strategie werde weiter umgesetzt, für das Projekt CAMPUS wurde die Baubewilligung erteilt. Abhängig von der Marktsituation erfolge der Baustart im ersten Halbjahr 2021.

Für die zweite Jahreshälfte gibt sich Rieter optimistischer. Bereits im Juni hätten sich erste Anzeichen einer Markterholung gezeigt. Der Bestellungsbestand per Ende Juni betrug rund 490 Millionen, die Stornierungen lagen laut Rieter unter 5 Prozent.

Entsprechend werde in Bezug auf Umsatz und Profitabilität ein stärkeres zweites Halbjahr im Vergleich zur ersten Jahreshälfte erwartet. Konkrete Angaben macht das Unternehmen aber nicht.

Zudem gab Rieter eine Änderung in der Konzernleitung bekannt. Carsten Liske, Leiter des Geschäftsbereichs Machines & Systems, wird den Konzern im Juli 2021 verlassen. Über die Nachfolge wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

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