MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der scheidende Airbus-Chef Tom Enders warnt die Bundesregierung vor weiteren Alleingängen bei der Beschränkung von Rüstungsexporten in Europa. "Ich bin überzeugt, dass wir in Deutschland uns isolieren werden", sagte der langjährige Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns am Freitag vor Journalisten in München. Aktueller Aufhänger ist der verlängerte Stopp von Rüstungsexporten aus Deutschland nach Saudi-Arabien, der auf Widerstand der Regierungen von Frankreich und Großbritannien stößt.

Mit Blick auf künftige europäische Rüstungsprojekte wie das geplante Luftverteidigungssystem FCAS äußerte Enders den Gedanken, ob man den neuen Kampfjet außerhalb Deutschlands und ohne deutsche Teile bauen solle. "Wenn man die Rüstungsindustrie in Deutschland weiter abbauen will, kann man das machen", sagte der Manager, der die Konzernführung am 10. April an Guillaume Faury abgibt. Für Airbus sei dieses Geschäft keine Existenzfrage: "Wir können auch ohne Rüstung hervorragend leben."

Beim derzeitigen Kampfjet Eurofighter bereitet das deutsche Exportverbot auch dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems Kopfzerbrechen. Der Airbus-Partner hat mit Saudi-Arabien einen Vorvertrag über 48 Eurofighter unterzeichnet. Doch der deutsch-französische Airbus-Konzern liefert rund 30 Prozent des Eurofighters zu, und der Münchner Triebwerksbauer MTU arbeitet an dem Triebwerk des Kampfjets mit. Dadurch könnte die Bundesregierung den Deal der Briten mit Saudi-Arabien durchkreuzen./stw/jkr/zb