17. Dezember 2018

Wein ist ein beliebtes Geschenk zu Weihnachten - und spielt auch beim Festessen eine wichtige Rolle. Doch auch als Geldanlageobjekt wird er zunehmend geschätzt. Im Interview erklärt Bernhard Freytag, Niederlassungsleiter der Quirin Privatbank in Düsseldorf, worauf Weinsammler achten müssen und welche Rendite sie erwarten dürfen.

Herr Freytag, welchen Wein servieren Sie zum Weihnachtsmenu?
Bei uns gibt es Gans, die ja eher fetthaltig ist. Dazu passt am besten ein leichterer, spritziger Rotwein, bei dem die Frucht im Vordergrund steht. Ich nehme da gerne einen Spätburgunder oder auch einen Pinot Noir aus dem Burgund. Die harmonieren besser mit der Gans als schwere Rotweine wie etwa ein Barolo oder ein Bordeaux, weil diese Weine oft lange im Eichenfass lagern und viele Gerbstoffe haben.

Und was trinken Sie zur Begleitung des Silvesteressens?
Silvester essen wir gern Fisch. Dazu serviere ich einen Sancerre, einen Weißwein aus der Traube Sauvignon Blanc. Er ist leicht und fruchtig. Ein La Vigne Blanche von Henri Bourgeois etwa ist ein idealer Begleiter für Fisch und Krustentiere. Man sollte unbedingt einen Sauvignon Blanc aus Frankreich wählen, da er seine mineralische Note von den dortigen Böden erhält. Sauvignon Blanc aus Australien oder Neuseeland ist viel fruchtiger und hat Aromen von Kiwi und Ananas - das finde ich im Sommer passender zu Gegrilltem.

Eignen sich diese Weine auch als Kapitalanlage?
Nein, den Sauvignon Blanc trinkt man jung. Diese Weine werden mit dem Alter nicht besser, sondern sie kippen nach zehn Jahren, weil sie ihre harmonische Säure verlieren. Auch der leichte Pinot Noir ist ein schöner Wein zum Trinken, als Wertanlage eignen sich hingegen die Grand Crus aus Burgund.

Welche Weine kommen als Sammelobjekte in Frage?
Wenn man in Wein investieren möchte, dann meiner Meinung nach in Bordeaux. Und zwar in Weine mit der Klassifizierung Grand Cru Classé, denn diese haben die interessanteste Wertentwicklung. Es gibt 60 Crus aus dem Médoc und einen Cru aus Pessac-Léognan, die diese Klassifizierung haben, die übrigens aus dem Jahr 1855 stammt und auf Napoleon III. zurückgeht. Wenn man junge Bordeaux-Weine als Wertanlage erwerben möchte, dann kauft man am besten Subskription 'en primeur' über Fachhändler. Das bedeutet: Man erwirbt den Wein bereits, bevor er auf den Markt kommt, noch während er also im Château im Fass lagert. Das ist wie bei der Kunst: man setzt auf junge Talente, die noch am Anfang stehen. Als Sammelobjekte beim Wein eignen sich aber nur die guten Jahrgänge, darauf sollten Sie achten.

Was muss man für eine gute Flasche investieren und welche Wertsteigerung kann ich erwarten?
Für einen Premiers Crus bezahlen Sie aktuell um die 500 Euro pro Flasche. Das ist in etwa mit Gerhard Richter oder Günther Uecker vergleichbar, wenn Sie sich an der zeitgenössischen Kunst orientieren möchten. Dafür haben Sie einen hohen Werterhalt. So hat eine Flasche Château Mouton-Rothschild vor zehn Jahren etwa 250 Euro gekostet, das entspricht also einer Wertsteigerung von 100 Prozent. Aber die Wertentwicklung lässt sich nicht voraussagen. Sie können jedoch davon ausgehen, dass die weltweite Nachfrage nach Spitzen-Bordeaux nicht abnehmen wird.

Welche Voraussetzungen brauche ich, wenn ich in Wein investieren möchte?
Sie brauchen einen Keller mit einer stabilen Temperatur von ganzjährig maximal 16 bis 18 Grad Celsius. Wichtig ist vor allem, dass die Temperatur nicht zu stark schwankt, das wäre schädlich für den Wein. Eine hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 50 Prozent sorgt dafür, dass der Korken besser hält und beim Öffnen nicht zerbröselt. Und natürlich sollte der Wein dunkel lagern, am besten in der Original-Holzkiste. Mehr müssen Sie nicht tun.

Wo finde ich Wein, der sich als Kapitalanlage eignet?
Heute können Sie Wein bei den großen Weinhändlern im Internet kaufen - das ist relativ einfach und sehr transparent. Das Angebot ist zudem übersichtlich, da es wie gesagt nur 60 klassifizierte Weine gibt, die sich zum Sammeln eignen. Diese sind noch einmal unterteilt in Premiers Crus bis Cinquièmes Crus. Für die fünfte Liga zahlen Sie zwischen 50 bis 100 Euro pro Flasche. Wichtiger Tipp: die Weine verpackt in Original-Holzkisten kaufen.

Und wo kann ich wertvolle Weine verkaufen?
Wenn Sie eine größere Sammlung haben, kommen Auktionshäuser wie Sotheby's oder Christie's in Frage. Daneben gibt es überall in Deutschland regelmäßig Weinauktionen. Einzelne Flaschen können Sie auch über das Internet verkaufen - am besten, wie gesagt, in der Original-Holzkiste.

Für wen kommt Wein als Kapitalanlage überhaupt in Frage?
Um es deutlich zu sagen: Für einen systematischen Vermögensaufbau eignet sich Wein als Kapitalanlage nicht. Wohl aber für Menschen mit ausreichend Liquidität, die gern einen guten Wein im Keller liegen haben. Ich habe bereits 1989 mit dem Sammeln ausgezeichneter Weine begonnen. Damals war das Angebot groß und man konnte den Bordeaux günstig kaufen. Für mich ist der Wein aber nicht primär eine Geldanlage, sondern ich trinke zu entsprechenden Anlässen auch gern davon.

Bernhard Freytag ist Leiter der Niederlassung Düsseldorf der Quirin Privatbank. Neben seiner Leidenschaft für Aktien und Anleihen, die er zum Beruf machte, sammelt er moderne Kunst und Bordeaux-Weine. Wenn Sie mehr über Wein und Wein als Geldanlage erfahren möchten: Bernhard Freytag bietet regelmäßig Veranstaltungen zum Thema an. Sprechen Sie uns an.

quirin bank AG veröffentlichte diesen Inhalt am 17 Dezember 2018 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 17 Dezember 2018 11:14:01 UTC.

Originaldokumenthttps://www.quirinprivatbank.de/news/der-beste-wein-zum-fest--und-als-geldanlage

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