LONDON (awp international) - Der britische Lebensversicherer Prudential will sein Europa-Geschäft abspalten und sich auf die Wachstumsmärkte in Asien, den USA und Afrika konzentrieren. Die Europa-Sparte M&G Prudential wolle er als eigenständige Gesellschaft an die Börse bringen, teilte der Konzern am Mittwoch bei der Vorlage der Jahresbilanz in London mit. Zudem verkauft das Unternehmen einen Teil seines britischen Altersvorsorge-Geschäfts an den Abwickler Rothesay Life.

Am Hauptsitz des Konzerns soll sich durch die Aufspaltung nichts ändern. Sowohl Prudential Plc als auch M&G Prudential sollen ihre Zentralen in der britischen Hauptstadt haben. Auch sollen beide Aktien an der Londoner Börse notiert sein, und die Prudential-Aktionäre sollen Anteile an beiden Unternehmen erhalten. Erwartet wird, dass auch M&G Prudential in den britischen Leitindex FTSE 100 aufgenommen wird. Die Aufspaltung und das Listing werden aber voraussichtlich frühestens 2019 Wirklichkeit.

Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten gut an. Die Prudential-Aktie legte in London am Morgen um fünf Prozent zu. Ausser den Aufspaltungsplänen hatte auch der operative Gewinn positiv überrascht.

Grossbritanniens grösster Versicherer hatte im vergangenen Jahr sein Vermögensverwaltungsgeschäft mit seiner Altersvorsorge-Sparte in Grossbritannien und Europa unter dem Namen M&G Prudential zusammengeführt. Der Bereich soll sich auf Altersvorsorge-Produkte mit geringerem Kapitalbedarf konzentrieren. Auch andere Versicherer wie Axa hatten sich zuletzt von Teilen ihres Rentenversicherungsgeschäfts getrennt.

Der Verkauf von Vertragsbeständen im Umfang von 12 Milliarden britischen Pfund (13,5 Mrd Euro) an Rothesay Life soll dem Unternehmen dabei mehr finanziellen Spielraum geben. Zunächst hat M&G seine Verpflichtungen aus den Verträgen bei Rothesay rückversichert. Die tatsächliche Übertragung des Vertragspakets soll bis Ende 2019 vollzogen sein. Bis dahin will Prudential auch Geschäftsteile in Hongkong neu sortieren.

Im abgelaufenen Jahr konnte der Lebensversicherer Geschäftsvolumen und Gewinn kräftig ausweiten. Die Prämieneinnahmen wuchsen um 13 Prozent auf 44 Milliarden Pfund. Der Überschuss legte um knapp ein Viertel auf 2,4 Milliarden Pfund zu. Die Gesamtdividende soll von 43,5 auf 47 Pence steigen./stw/mne/stk