ZÜRICH (dpa-AFX) - Die bei den Anlegern in Ungnade gefallene Aktie von ProSiebenSat.1 ist nach Ansicht der Schweizer Großbank UBS mittlerweile "zu günstig, um ignoriert zu werden". Trotz des gesamtwirtschaftlich schwieriger werdenden Umfeldes empfiehlt Analyst Richard Eary in einer am Montag veröffentlichten Studie das Papier des Medienunternehmens nun zum Kauf und hob das Kursziel von 16,00 auf 18,20 Euro an. Damit sieht er nach dem Kursanstieg von aktuell 5,6 Prozent immer noch ein Potenzial von rund 40 Prozent.

Die einstige Lieblingsaktie im europäischen Medien-Index sei in den vergangenen drei Jahren entthront worden. Mit einem Gesamtverlust von rund 75 Prozent seit ihrer Aufnahme in den Dax im Februar 2016 sei sie mittlerweile zu einem der schwächsten Papiere geworden.

Dass das Rundfunkmodell strukturell bedroht ist, sei hinreichend bekannt, konstatiert Eary. Er sieht aber mittlerweile wieder Licht am Horizont. Die Einschaltquoten hätten sich wieder erholt und die Videonutzung insgesamt habe sich stabil gehalten. Zudem sei die Markteinführung der Streaming-Plattform Joyn erfolgreich verlaufen und habe zu stärkeren digitalen Umsätzen geführt. Damit seien Wahlmöglichkeiten zum Fernsehen inzwischen Realität geworden. Und während der Vertriebsumsatz, sprich der Verkaufserlös bei ProSieben, weiterhin gesund erscheine, seien die Kosten für die Inhalte nun kontrollierbarer.

Aktuell aber preist der Markt laut dem Experten einen etwa 5- bis 6-prozentigen Rückgang im Kerngeschäft TV-Werbeeinnahmen pro Jahr ein, gepaart mit einer rückläufigen operativen Profitabilität. Dies komme in einer sinkenden Ebitda-Marge von rund 15 Prozent und einem Ebitda-Rückgang um 65 Prozent zum Ausdruck. Dies hält Eary für zu negativ. Realistischer sei ein 2- bis 3-prozentiger Rückgang der TV-Werbeeinnahmen pro Jahr.

Zudem habe seine Untersuchung ergeben, dass Zusammenschlüsse in der Medienbranche wie etwa der von Fairfax Media (Print) mit Nine (TV) in Australien erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringen. ProSieben-Anteilseigner könnten davon ebenfalls profitieren, falls es etwa zu einem Zusammenschluss mit Axel Springer komme. Seinen Berechnungen zufolge, die auf der australischen Fusion basieren, sieht er ein Einsparungspotenzial von 1,1 Milliarden Euro oder - sofern die Summe an die ProSieben-Anteilseigner ausgeschüttet würde - 2 bis 3 Euro je Aktie.

Mit der Einstufung "Buy" geht die UBS davon aus, dass die Gesamtrendite der Aktie (Kursgewinn plus Dividende) auf Sicht von zwölf Monaten um mindestens sechs Prozent über der von der UBS erwarteten Marktrendite liegt./ck/ag/jha/

Analysierendes Institut UBS.

Veröffentlichung der Original-Studie: 09.09.2019 / 01:10 / GMT Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 09.09.2019 / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / GMT