MÜNCHEN (dpa-AFX) - Auf der voraussichtlich letzten Hauptversammlung des Münchner Gasekonzerns Linde hat sich Vorstandschef Aldo Belloni zuversichtlich gezeigt, die Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair in der zweiten Jahreshälfte abzuschließen. Die Gespräche mit den Kartellbehörden liefen konstruktiv. "Wir machen auch beim Verkaufsprozess Fortschritte, und das Interesse an den abzugebenden Unternehmensteilen ist groß", sagte Belloni am Donnerstag in München vor den Aktionären.

Einige potenzielle Käufer prüften inzwischen die Bücher. Der Umsatz der zum Verkauf stehenden Geschäftsteile werde nach jetzigem Stand nicht die von Linde und Praxair vereinbarte Obergrenze von 3,7 Milliarden Euro überschreiten. Vor allem in Amerika, aber auch in Europa werden Linde und Praxair Firmenteile verkaufen müssen. Die Linde-Aktie legte im Mittagshandel um gut 2 Prozent zu und war damit Spitzenreiter im Dax.

Auf Aktionärsfragen nach der Zukunft des Anlagenbaus in dem fusionierten Gasekonzern sagte Belloni: "Derzeit ist vorgesehen, dass Linde Engineering integraler Bestandteil bleibt." Das gelte auch für das Medizingasegeschäft von Linde. Er habe den Eindruck, dass Praxair das nicht anders sehe.

Aktionärsvertreter lobten die Dividende und die Fusionspläne, die jährliche Synergien von 1,2 Milliarden Dollar bringen sollen. "Das wird ein ertragreicheres, gutes Unternehmen werden", sagte Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Aber sie warf Belloni und Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle erneut vor, "dass Sie uns unter Wert verkauft haben" mit einer Fusion auf Augenhöhe und einem fusionierten Konzern "unter amerikanischer Herrschaft".

Beide Konzerne wollen sich zum größten Industriegasehersteller der Welt zusammenschließen, mit 80 000 Mitarbeitern und 28 Milliarden Euro Jahresumsatz würden sie ein Viertel des Weltmarkts beherrschen. Die Genehmigung der EU-Kommission und der US-Kartellwächter steht noch aus. Die neue Linde plc soll von Praxair-Chef Steve Angel aus den USA heraus geführt werden. Die IG Metall befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen und Mitbestimmungsrechten.

Da die Aktionäre bereits zugestimmt haben, kann die Fusion nur noch an zu hohen Auflagen oder dem Veto der Kartellbehörden scheitern. Sollten nicht alle Genehmigungen der Kartellbehörden bis zum 24. Oktober 2018 vorliegen, dann platzt der seit vergangenem Jahr geplante Zusammenschluss zwischen Linde und Praxair. Die Frist der EU-Kommission zur Prüfung des Zusammenschlusses läuft bis zum 9. August./rol/mne/jha/