MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Gase-Konzern Linde steuert mit steigenden Gewinnen auf die anstehende Fusion mit dem Konkurrenten Praxair zu. Das operative Ergebnis stieg im ersten Quartal um 3,8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, wie Linde am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten einen leichten Rückgang erwartet.

Für das komplexe Fusionsvorhaben zeigte sich der Dax-Konzern trotz der verlängerten Überprüfung durch die EU-Kommission zuversichtlich. Linde und Praxair gingen weiterhin davon aus, den Zusammenschluss in der zweiten Jahreshälfte abschließen zu können, hieß es.

Linde will mit der Fusion seine Position als weltgrößter Hersteller von Industriegasen zurück gewinnen. Diese hatte der Konzern verloren, als sich 2016 der französische Konzern Air Liquide den US-Rivalen Airgas einverleibte. Die EU-Behörde sorgt sich jedoch um die große Marktmacht, die bei einem Zusammengehen von Linde und Praxair entstehen könnte. Die IG Metall fürchtet um Arbeitsplätze und Mitbestimmungsrechte.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuletzt berichtet, dass die beiden Partner zu Zugeständnissen bereit sind, um die Fusion zu retten. Dazu gehörten milliardenschwere Unternehmensverkäufe in den USA und in Europa. An den Geschäftsteilen hätten Wettbewerber wie Air Liquide, Air Products & Chemicals, die deutsche Messer Group und die japanische Taiyo Nippon Sanso Interesse gezeigt. Auch Finanzinvestoren dächten über Gebote nach. Die Frist der EU-Kommission zur Prüfung des Zusammenschlusses läuft bis zum 9. August.

Die Linde-Aktie notierte am Vormittag in einem schwachen Gesamtmarkt mit 0,84 Prozent im Plus. Viele Experten sprachen von besser als erwartet ausgefallenen Ergebniszahlen. Seit Jahresbeginn haben Linde-Aktien rund 11 Prozent eingebüßt, mehr als vier mal soviel wie der europäische Chemiesektor. Hierin dürfte sich auch die Zurückhaltung der Anleger mit Blick auf die Fusion mit Praxair widerspiegeln. "Wir erwarten, dass die Zustimmung (der Regulierungsbehörden) nur unter harten Auflagen erteilt wird", schrieb DZ-Bank-Experte Peter Spengler vor kurzem in einer Studie. Er rechne letztlich aber mit einem erfolgreichen Abschluss. Dem operativen Gewinn aus fortgeführtem Geschäft hatten insbesondere Kosteneinsparungen nach oben verholfen. Ohne den Einfluss von Währungseffekten wäre er sogar um gut 12 Prozent gestiegen, bemerkte Spengler.

Der starke Euro wurde für Linde auch beim Umsatz zum Problem, der deshalb um 7,8 Prozent auf 4 Milliarden Euro sank. Unter dem Strich erzielte der Konzern einen auf die Anteilseigner entfallenden Gewinn von 388 Millionen Euro nach 317 Millionen Euro im Vorjahr. Im Gesamtjahr soll der währungsbereinigte Umsatz bestenfalls um 4 Prozent zulegen und das operative Ergebnis um bis zu 5 Prozent. Beide Kennziffern können aber auch stabil bleiben./she/nas/fba