(2. Absatz, 2. Zeile: Berichtigung der Schreibweise des Namens "Rüdiger Krech".)

GENF (dpa-AFX) - Die Tabakindustrie zielt mit ihrer Marketingtaktik nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer stärker auf Jugendliche. Sie wolle die jungen Leute zu Tabakkonsumenten machen, um die acht Millionen Menschen zu ersetzen, die jedes Jahr durch den Gebrauch von Tabakprodukten sterben, schreibt die WHO zum Weltnichtrauchertag (31. Mai). Insgesamt investiere die Industrie jedes Jahr mehr als neun Milliarden Dollar (8,1 Milliarden Euro) in die Tabak-Werbung. Selbst die Corona-Krise habe die Industrie für Werbung genutzt, etwa, indem Firmen umsonst Mund- und Nasenschutz mit ihrem Logo darauf angeboten haben, so die WHO.

"Die Tabakfirmen setzen immer stärker auf soziale Medien", sagte Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wissen auch, dass sie Influencer finanziell unterstützen, damit sie für Tabak werben." Auch bei E-Zigaretten hätte die Industrie junge Leute im Visier: "Mit Geschmacksrichtungen wie Vanilleeis und Gummibärchen, da lockt man junge Leute, nicht hartgesottene Raucher", sagte er.

Weltweit nutzen nach Angaben der WHO etwa zwölf Prozent der Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren Tabakprodukte, 44 Millionen Menschen. Insgesamt geht die WHO von rund 1,3 Milliarden Tabaknutzern weltweit aus. Mit Tabak sind Zigaretten, Zigarren und ähnliches, aber auch Wasserpfeifen, Schnupf- oder Kautabak gemeint.

Damit junge Menschen Marketing-Maschen der Tabakindustrie erkennen, hat die WHO einen virtuellen Werkzeugkasten für 13- bis 17-Jährige entwickelt. Darin ist etwa eine Anleitung für ein Rollenspiel, in dem Jugendliche selbst die Tabakindustrie verkörpern. Sie sollen so herausfinden, "wie die Tabakindustrie sie manipuliert, damit sie tödliche Produkte konsumieren", so die WHO. Auf der Videoplattform TikTok startete sie eine "Dance Challenge": Nutzerinnen und Nutzer sollen Videos von Tanzeinlagen hochladen, die symbolisieren, wie man sich von Tabakprodukten fernhält und andere vor den Gefahren warnt.

Die WHO verlangt unter anderem ein Verbot von Tabakwerbung durch soziale Medien und Influencer, keine Bilder von Tabakprodukten im Fernsehen und auf Streaming-Plattformen, keine Aktien und Beteiligungen an Tabakfirmen durch die öffentliche Hand und ein umfassendes Werbeverbot. Der Bundestag berät an diesem Freitag über zusätzliche Werbeverbote für Tabakerzeugnisse, elektronische Zigaretten und Nachfüllbehälter./oe/DP/zb