Basel (awp) - Das Beziehungsdurcheinander bei Panalpina wird immer grösser: Angesichts der forschen Anmache durch den dänischen Konkurrenten DSV werfen sich die Basler in die Arme des kuwaitischen Logistikkonzerns Agility. Doch DSV lässt nicht locker und versucht, Panalpina mit einem höheren Angebot rumzukriegen.

Konkret bessert DSV sein unverbindliches Kaufangebot an den Panalpina-Verwaltungsrat auf 180 Franken je Aktie auf, wie die Dänen am Freitag in einem Communiqué bekannt gaben. Dies sind 10 Franken mehr als bei der vor einem Monat lancierten ersten Offerte. Damit bieten die Dänen 4,27 Milliarden Franken für Panalpina. Zudem ist es ein reines Barangebot.

Panalpina bestätigte, das neue Angebot erhalten zu haben und es prüfen zu wollen. Weitere Ankündigungen würden allenfalls folgen. Ursprünglich wollte DSV 170 Franken je Anteil in Kombination aus Bargeld und eigenen Aktien bezahlen.

Hauptaktionär zeigt kalte Schulter

Diese erste Offerte stiess im Lager von Panalpina und dessen tonangebendem Grossaktionär Ernst Göhner Stiftung auf wenig Gegenliebe. Die Stiftung, die 46 Prozent des Basler Logistikkonzerns kontrolliert, setzt auf einen Alleingang: Als eigenständige Firma könne Panalpina eine grössere Wertsteigerung realisieren. Das werde zwar etwas Zeit brauchen, "aber wir sprechen nicht von fünf Jahren", hatte Stiftungsrat Thomas Gutzwiller in einem Interview erklärt.

Konkret gegen das Übernahme-Angebot von DSV gesprochen hat gemäss Gutzwiller die Tatsache, dass Panalpina in den letzten Jahren 250 Millionen bis 300 Millionen Franken in eine integrierte Prozess- und IT-Plattform investiert hat. Die meisten Frachtlogistiker hätten keine solche integrierte IT-Plattform, DSV allerdings schon. "Weil auch Panalpina eine solche Plattform hat, ist das Übernahmeangebot nicht attraktiv", erklärt Gutzwiller. Panalpina-Chef Stefan Karlen bekräftigte seinerseits, dass die Basler die Rolle eines Konsolidators einnehmen wollten.

Bedrängt von den Dänen sucht sich Panalpina nun einen Weissen Ritter in Kuwait. Man führe Gespräche mit dem Logistikkonzern Agility Group über einen möglichen Schulterschluss, teilte Panalpina am Freitagmorgen mit. Man evaluiere potenzielle strategische Chancen im Hinblick auf ihr beiderseitiges Logistikgeschäft. Agility erzielt einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar und hat 22'000 Mitarbeiter.

Panalpina bestätigte damit entsprechende Medienberichte der vergangenen Tage. Die Diskussionen befänden sich aber noch in einer frühen Phase, betonte das Unternehmen. Weitere Ankündigungen hierzu würden "gegebenenfalls" erfolgen.

Aktie legt wieder zu

Die Nachricht liessen am Finanzmarkt die Zweifel wachsen, ob das Übernahmeangebot von DSV überhaupt noch zustande komme. Die Panalpina-Aktie sackte beim Handelsstart an der Schweizer Börse um 4,5 Prozent ab. Keine Stunde später legte DSV ein besseres Kaufangebot vor, was die Aktie nach einer Suspendierung vom Handel wieder in die Höhe trieb. Der Titel schloss am Freitagabend mit 156,10 Franken um 4,8 Prozent über dem Vortagesschluss.

"Die Aktie ist momentan ein Spekulationsobjekt. Wer glaubt, dass DSV doch noch zum Zug kommen wird, kann sie nun verhältnismässig günstig kaufen", schrieb ZKB-Analyst Marco Strittmatter in einem Kommentar.

Vontobel-Analyst Michael Foeth glaubt nicht, dass die Gespräche mit Agility zu einer vollständigen Fusion oder einer Übernahme führten. Es dürfte sich vielmehr um eine strategische Partnerschaft handeln. Diese könnte allenfalls noch mit gegenseitigen Aktienbeteiligungen untermauert werden.

Grossaktionäre halten sich bedeckt

Die Grossaktionäre hielten sich bedeckt, wie sie zur höheren DSV-Offerte stehen. "Die nach wie vor unverbindliche DSV-Offerte und die Gespräche mit Agility kommentiert die Stiftung nicht", sagte ein Sprecher der ESG am Freitag auf Anfrage.

Auch Grossaktionär Cevian mit einem Anteil von rund 12 Prozent wollte keinen Kommentar zu den Entwicklungen abgeben. Cevian-Mitgründer Lars Förberg hatte im Herbst harte Kritik an Panalpina und der Ernst Göhner Stiftung sowie seinen Vertretern beim Logistikkonzern geübt. Daraufhin nahm Panalpina-Verwaltungsratspräsident Peter Ulber den Hut. Seither nahm die Hektik im und um den Konzern markant zu.

Hintergrund des Kaufangebots von DSV ist die sich beschleunigende Konsolidierung in der Branche. Die Dänen beispielsweise haben bereits mehrere grössere Übernahmen wie etwa die amerikanische UTi erfolgreich gestemmt.

Panalpina wäre allerdings auch für DSV ein grosser Fisch. So haben die Basler sowohl in der Luft- als auch in der Seefracht aktuell einen grösseren Marktanteil als DSV. Umso mehr hatte DSV-Konzernchef Jens Björn Andersen die Werbetrommel für eine Übernahme gerührt.

Panalpina erzielte im letzten Jahr einen Nettoumsatz von 5,5 Milliarden Franken und einen Betriebsgewinn von 103 Millionen Franken. Unter dem Strich wuchs der Reingewinn von 52 Millionen auf 57 Millionen Franken.

jb/tt