Basel (awp) - In der Logistikbranche kommt es zu einer Grossübernahme. Die ursprünglich als Rheinschifffahrtsgesellschaft gegründete Basler Firma Panalpina wird von DSV geschluckt. Zuvor hatten sich die für ihren Übernahmehunger bekannten Dänen an der Zuger Ceva Logistics die Zähne ausgebissen.

Offizielles Gründungsjahr von Panalpina ist 1935. Doch reichen die Wurzeln des Logistikunternehmens gar bis ins Jahr 1895 zurück. Die Kotierung an der Schweizer Börse SIX erfolgte 2005.

Doch ist damit nun Schluss. DSV legt insgesamt 4,6 Milliarden Franken für die Basler auf den Tisch. Die Dänen offerieren 2,375 eigene Anteilsscheine pro Panalpina-Aktie - oder gemäss Kurs vom vergangenen Freitag 195,80 Franken.

Abgeschlossen werden soll die Transaktion im vierten Quartal. Die Panalpina-Aktien werden dann von der Schweizer Börse SIX verschwinden. Die neue Gesellschaft "DSV Panalpina A/S" wird in Kopenhagen kotiert sein.

Zwei Mal musste DSV das Angebot aufbessern, bevor sich die Ernst Göhner Stiftung überzeugen liess. Als Hauptaktionärin hält sie 46 Prozent an Panalpina. Schon länger mit dem Verkauf geliebäugelt hatten hingegen die Minderheitseigner Cevian Capital und Artisan Partners mit einem Anteil von jeweils 12 Prozent.

Konflikt um Zukunft gelöst

Dabei war unter den Eigentümern ein richtiggehender Konflikt um die Zukunft des Unternehmens entbrannt. Gemäss Communiqué vom Montag löst sich dieser nun in Luft auf. Eine ausserordentliche Generalversammlung, an der um die Kontrolle des Unternehmens hätte gestritten werden sollen, wird "vertagt".

Dafür publizierten sämtliche Seiten wohlwollende Statements. "Wir sind davon überzeugt, dass der Zusammenschluss eine grosse industrielle Logik aufweist und eine der führenden Firmen der Logistikindustrie schaffen wird", sagte etwa Lars Förberg, Co-Gründer von Cevian Capital zu AWP.

Der von der Stiftung gestellte Panalpina-Verwaltungsratspräsident Peter Ulber erklärte: "Wir freuen uns darauf, mit DSV zusammenzuarbeiten und unseren Beitrag zu einem der weltweit grössten Transport- und Logistikunternehmen zu leisten."

Die Ernst Göhner Stiftung wird durch den Deal mit rund 11 Prozent zum grössten DSV-Teilhaber. Ausserdem erhält sie einen Sitz im Verwaltungsrat.

DSV wird zur Nummer 4

DSV wiederum baut mit der grössten Transaktion in der Firmengeschichte den eigenen Marktanteil aus und klettert im weltweiten Logistikmarkt um eine Stufe nach oben und ist neu die Nummer vier. Zusammen bringen es DSV und Panalpina auf einen Umsatz von mehr als 18 Milliarden Franken.

Zum Vergleich: Der Schweizer Logistik-Platzhirsch Kühne+Nagel erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von gut 20 Milliarden. Als Marktführer gilt die deutsche DHL.

DSV und Panalpina haben zusammen rund 60'000 Mitarbeiter auf der Lohnliste. Wie viele der Panalpina-Stellen verloren gehen, ist noch unklar. Aus Unternehmenskreisen hiess es zwar, es gehe primär darum, weiter zu expandieren; bei Doppelbesetzungen seien Streichungen allerdings realistisch.

80 Prozent müssen andienen

Damit das Geschäft definitiv über die Bühne gehen kann, müssen insgesamt 80 Prozent der Panalpina-Aktionäre ihre Aktien DSV andienen. Allein mit der Stiftung, Cevian sowie Artisan wird das Tauschangebot jedoch bereits von Aktionären unterstützt, die fast 70 Prozent des Unternehmens kontrollieren.

Das Angebot von DSV für Panalpina war in Fachkreisen keine grosse Überraschung. Die Dänen sind für ihren Übernahmehunger bekannt. 2018 hatten sie bereits versucht, sich die Zuger Ceva Logistics unter den Nagel zu reissen. Diese wird nun jedoch von der französischen Reederei CMA CGM geschluckt.

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