MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der angeschlagene Lichtkonzern Osram hat die schwachen Automärkte und die Folgen der Coronavirus-Pandemie wie erwartet deutlich zu spüren bekommen. Unter dem Strich stand im dritten Geschäftsquartal ein Fehlbetrag von 140 Millionen Euro, wie der Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Bereits im Vorjahreszeitraum hatte der Leuchtenhersteller, der kürzlich vom österreichischen Sensorspezialisten AMS übernommen wurde, einen Verlust von 35 Millionen eingefahren. Das Minus fiel nun aber erheblich größer aus.

Der Konzern hatte schon im Juni vor einem herben Umsatzeinbruch im dritten Jahresviertel gewarnt. Und so kam es auch. Die Erlöse knickten auf vergleichbarer Basis um knapp 29 Prozent auf 606 Millionen Euro ein. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag mit minus 27 Millionen Euro im roten Bereich. Ein Jahr zuvor hatten die Münchner noch einen operativen Gewinn von 58 Millionen Euro erzielt.

Osram teilte mit, dass das dritte Quartal im Vergleich mit den Hauptabsatzbranchen besser ausgefallen sei als erwartet. Vor allem das bereinigte Ebitda sei deutlich besser gewesen als angenommen. "Der Erfolg unserer Corona-Maßnahmen und unseres Liquiditätsmanagements schlägt sich klar in unseren Quartalszahlen nieder", befand Konzernchef Olaf Berlien. Im dritten Quartal habe Osram bereits die Gesamtersparnis erreicht, die sich das Unternehmen für das Gesamtjahr vorgenommen habe.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten gut an. Am späten Vormittag lag die Osram-Aktie mit einem Kursplus von rund 4,5 Prozent an der Spitze des MDax. Im laufenden Jahr hat das Papier seine herben Verluste im Zuge der Marktturbulenzen und Corona-Krise mittlerweile fast aufgeholt. Auf längere Sicht sieht es allerdings deutlich schlechter aus: In den zurückliegenden drei Jahren steht für die Titel ein Minus von rund 36 Prozent zu Buche.

"Aus operativer Sicht sind die Zahlen solide", sagte ein Aktienhändler. Der Umsatz liege um gut vier Prozent über der durchschnittlichen Analystenerwartung, und der bereinigte operative Verlust sei 40 Prozent geringer ausgefallen als am Markt erwartet. Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan wies auf eine überraschend hohe Profitabilität in der Optoeletronik hin. Hier liege die Marge mit 12,2 Prozent weit über der Markterwartung von 5,2 Prozent.

Konzernchef Berlien sah sich durch den Geschäftsverlauf darin bestätigt, dass sich Osram gut gegen die Krise gerüstet habe. Er hob die Entwicklung in Nordamerika und China hervor. Allerdings machte die Corona-Krise dem Lichtkonzern vor allem im Automotive-Geschäft zu schaffen. Dort brachen die Erlöse um mehr als ein Drittel ein. Etwas besser lief es in der Halbleitersparte Opto Semiconductors, in der die Erlöse um rund ein Fünftel zurückgingen. In der Digitalsparte lagen die Umsatzrückgänge dagegen bei rund 31 Prozent.

Im laufenden Schlussquartal rechnet Osram weiterhin mit konjunkturellen Folgen der Corona-Krise. Obwohl es gerade in Asien erkennbare Anzeichen einer Erholung gebe und die dortige Produktion annähernd auf Vor-Krisen-Niveau liege, bleibe die Entwicklung in Europa noch abzuwarten, hieß es. Der Vorstand sieht sich aber auf einem guten Weg, seine im Juni angepasste Jahresprognose zu erfüllen. Seine alte Prognose hatte das Unternehmen wegen der Pandemie zurückgezogen.

Anfang Juli hatte der österreichische Sensorspezialist AMS die Mehrheitsübernahme von Osram vollzogen, nachdem die EU-Wettbewerbshüter den Deal ohne Auflagen gebilligt hatten. Im Zuge dessen teilte Osram nun mit, dass drei Plätze im Aufsichtsrat künftig vom Mehrheitsaktionär AMS besetzt würden, nämlich von AMS-Vorstand Thomas Stockmeier, AMS-Betriebsrat Johann Christian Eitner sowie dem selbständigen Unternehmensberater Hans-Peter Metzler. Drei bisherige Osram-Aufsichtsratsmitglieder haben ihre Mandate niedergelegt./eas/stw/fba