PARIS (awp international) - Der französische Telekomkonzern Orange hat sich erst für die Zeit nach 2020 wieder Gewinnsteigerungen vorgenommen und will seine Funktürme in eine eigene Firma abspalten. Wachsen will der ehemalige Staatsmonopolist künftig vor allem mit seinem schon bisher gut laufenden Geschäft in Afrika und dem Nahen Osten, zudem sollen Dienstleistungen für Geschäftskunden und das in den vergangenen Jahren gestärkte Bankgeschäft im Mittelpunkt stehen, wie Vorstandschef Stephane Richard am Mittwoch in Paris sagte. An der Börse kamen vor allem seine Pläne für das operative Ergebnis aber nicht gut an.

Die Aktie sackte zuletzt um rund 4,5 Prozent auf unter 14 Euro ab. Analysten attestierten den Franzosen zwar ehrgeizige Ziele über die mittlere Frist - für das kommende Jahr aber enttäuschten die Aussichten deutlich. Die Aktie von Orange pendelt seit Jahren mit nur wenigen Ausreissern in einem relativ engen Bereich zwischen 13,25 und 15,25 Euro.

Konzernchef Richard peilt in diesem Jahr beim um Sonderposten und die Effekte der neuen Leasingbilanzierung bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen noch ein leichtes Plus an - 2020 aber soll es dann nur auf diesem Niveau verharren. Von 2021 bis 2023 dürfte das operative Ergebnis dann im Schnitt zwischen 2 und 3 Prozent zulegen. Dabei will Orange von einem Sparkurs profitieren, die indirekten Kosten sollen um eine Milliarde auf 13 Milliarden Euro sinken.

Weil der Konzern in schwach besiedelten Regionen Netze gemeinsam mit Partnern ausbauen will, muss zudem erst einmal stärker investiert werden. Erst ab 2022 dürften die Investitionsausgaben daher sinken, wenn auch der Schwerpunkt des Glasfaserausbaus in Frankreich geschafft ist. Die Dividende soll während des gesamten Zeitraums mindestens bei 70 Cent je Aktie liegen, eine Steigerung mit dem freien Mittelzufluss sei aber nicht ausgeschlossen, hiess es. Der Cashflow aus eigener Kraft soll 2020 wie auch dieses Jahr bei mehr als 2 Milliarden Euro liegen und bis 2023 dann auf 3,5 bis 4 Milliarden anwachsen.

Wie auch andere Telekomkonzerne zuvor wollen die Franzosen ihre 40 000 europäischen Funktürme - die sogenannte passive Netzinfrastruktur ohne die tatsächlichen Sendeanlagen - stärker zu Geld machen. Dazu sollen in den Ländern eigene Funkturmfirmen entstehen. In Spanien wird Orange in einem ersten Schritt 1500 Standorte an den spanischen Netzdienstleister Cellnex für 260 Millionen Euro verkaufen.

Vodafone hat derzeit einen Börsengang seiner fast 62 000 Mobilfunkmasten in Europa im Sinn, auch die spanische Telefonica will dafür eine neue Abspaltung vornehmen. Die Deutsche Telekom hat bereits vor vielen Jahren die Deutsche Funkturm als eigene Gesellschaft verselbstständigt. Telekom-Chef Tim Höttges betont immer wieder, im Funkturmgeschäft alle Optionen zu haben - allerdings sei der Zeitpunkt für Aktivitäten entscheidend.

Die Vermögensteile aus Mobilfunkmasten und Standorten gelten als beliebte Investitionsmöglichkeit für Investoren, die stabile Renditen suchen wie etwa Versicherer. Das Geschäft der Funkturmfirmen besteht vor allem aus Mieteinnahmen für die Nutzung der Masten und Standorte./men/eas/jha/