Lombard habe sich während eines großangelegten Unternehmensumbaus nach der Privatisierung des französischen Telekom-Riesen der "moralischen Belästigung" schuldig gemacht, entschied ein Gericht am Freitag. Es setzte zwar sofort acht Monate Gefängnis aus, verurteilte den 77-Jährigen aber auch zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro. Lombard hat jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen. Ermittlern zufolge kam es von April 2008 bis Juni 2010 in der Belegschaft zu mindestens 18 Selbstmorden und 13 Suizid-Versuchen.

Der inzwischen unter dem Namen Orange firmierende Konzern wurde ebenfalls des Mobbings für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 75.000 Euro verurteilt. Auch wenn eine solche Summe für ein Unternehmen dieser Größe wenig Bedeutung haben dürfte, könnte das Urteil als Präzedenzfall für ähnliche Klagen über Frankreich hinaus hohe Wellen schlagen. Orange hatte während des Verfahrens zwar Managementfehler eingeräumt, ein System des absichtlichen Mobbings aber von sich gewiesen. Am letzten Verhandlungstag im Juli bot Orange Überlebenden sowie Familien von Opfern Schadenersatz an. Der Vorsitzende Richter schätzte die Ansprüche damals auf rund zwei Millionen Euro.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigte Orange und Lombard, mit einigen beim Konzernumbau eingesetzten Methoden die Selbstmordwelle ausgelöst zu haben. Um sich der Konkurrenz in der Privatwirtschaft zu stellen, legte der ehemalige Staatskonzern ein Programm zum Abbau von 22.000 Stellen und zur Versetzung von rund 10.000 Mitarbeitern auf. Gewerkschaften warfen dem Unternehmen vor, dabei auf zweifelhafte Methoden zurückgegriffen zu haben - so auf die Versetzung in weit entfernte Städte und die Vorgabe unerreichbarer Leistungsziele. In Frankreich gelten sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft strenge Arbeitsgesetze. Ein Vertrag bei einem Staatsunternehmen wie es France Telecom war gilt gemeinhin als lebenslange Beschäftigungsgarantie.