Damit ist in der Schweiz der dritte Börsengang in diesem Jahr bereits geplatzt. Oerlikon machte für die Absage am Montag die Unsicherheit an den Finanzmärkten verantwortlich. Begraben will das Unternehmen die Börsen-Pläne aber nicht. "Oerlikon glaubt, dass ein IPO die beste Option für das Getriebe-Geschäft ist", erklärte ein Sprecher. Wenn die Marktbedingungen sich verbesserten, werde der Konzern das Thema wieder aufgreifen. Nach Einschätzung von Experten wird dies im laufenden Jahr aber kaum mehr der Fall sein.

Ursprünglich sollten die Aktien von GrazianoFairfield am Mittwoch ihr Debüt an der Börse in Zürich geben. Das Unternehmen wäre auf einen Börsenwert von bis zu 620 Millionen Franken (533 Millionen Euro) gekommen. GrazianoFairfield stellt Getriebe für Landwirtschaftsfahrzeuge, Busse oder Golfwagen her und ist in Teilbereichen ein Wettbewerber der wesentlich größeren ZF Friedrichshafen. Die in der Endphase einer jahrelangen Restrukturierung steckende Firma steigerte den Umsatz 2017 um ein Fünftel auf 730 Millionen Franken.

Die zunehmende Risikoscheu der Investoren angesichts der globalen Handelsstreitigkeiten machten Oerlikon bei der geplanten Aktienemission nun einen Strich durch die Rechnung. Der Anlagenbauer, dessen größter Aktionär der russische Oligarch Viktor Vekselberg ist, steht allerdings nicht alleine da. Europaweit geriet der Markt für Börsengänge nach einem schwungvollen Jahresstart ins stottern, sodass in der ersten Jahreshälfte über ein Dutzend Transaktionen auf dem Kontinent scheiterten. In der Schweiz wurden die Börsengänge der beiden zum hochverschuldeten chinesischen Mischkonzern HNA gehörenden Firmen Gategroup und Swissport abgesagt.

Einschließlich der Rohstoffgesellschaft Blackstone Resources, die ihr Debüt an diesem Montag gaben, ließen überdurchschnittliche acht Firmen ihre Aktien im bisherigen Jahresverlauf an der Schweizer Börse SIX listen. Dass davon allerdings sechs an Wert verloren, hielt nach Aussage von Händlern viele Anleger davon ab, bei GrazianoFairfield einzusteigen. "Die Investoren haben sich die Finger verbrannt", sagte ein Finanzmarkt-Experte. Im zweiten Halbjahr rechnet er mit höchstens drei IPOs an der SIX, im ersten Halbjahr 2019 dann mit bis zu fünf.

Oerlikon will trotz des Rückschlags an der bestehenden Strategie festhalten und weiterhin in die beiden anderen Divisionen, das Oberflächen- und das Textilmaschinengeschäft, investieren. Für Baader Helvea-Analyst Reto Amstalden hat damit die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufs des Getriebegeschäfts an eine Industriefirma oder einen Finanzinvestoren zugenommen. Insidern zufolge war ein solcher Verkauf bisher allerdings an mangelndem Käufer-Interesse gescheitert.