Zürich (awp) - Die Coronavirus-Epidemie kommt näher und sorgt am europäischen Aktienmarkt zu Wochenbeginn für massiven Verkaufsdruck. In der Schweiz sind davon unter anderem zyklische Titel betroffen allen voran die Industriepapiere. Analysten fürchten sich etwa vor Angebotsengpässen. Ausserdem hatte am Wochenende der Internationale Währungsfonds (IWF) wegen der Auswirkungen der Lungenkrankheit Covid-19 die Wachstumsprognose für China gesenkt.

Bis um kurz nach 11.00 Uhr geben verschiedene Schweizer Industriepapiere daher deutlich nach. Betroffen sind etwa OC Oerlikon (-5,6%), Georg Fischer (-5,8%), Sulzer (-4,9%) oder auch ABB (-4,8%). Der breite SPI schwächt sich um 3,3 Prozent ab, ebenso der SMI.

"Spätestens nach den Entwicklungen über das Wochenende in Sachen Coronavirus dürfte auch dem letzten Anleger klar geworden sein, dass es zu früh war, das Thema abzuhaken und die negativen wirtschaftlichen Effekte als eingegrenzt und vernachlässigbar zu erachten", meinte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader.

Die Märkte hätten die Konjunkturbelastungen durch virusbedingte Produktionsausfälle zwar zumindest ein Stück weit bereits eingepreist, ergänzte der Chefvolkswirt der italienischen Unicredit Bank, Erik Nielsen. "Aber der eine Markt, der immer noch denkt er könne ungeachtet der Makro-Fundamentaldaten über Wasser laufen, ist der Aktienmarkt." Nun aber steige die Unsicherheit an den Finanzmärkten rapide an.

Die ersten wirtschaftlichen Folgen würden mittlerweile ausserdem durch Angebotsengpässe in einigen Industrien sichtbar, sagte der Unicredit-Experte weiter. Dieser Angebotsschock - und zum Teil auch Nachfrageschock - treffe eine Weltwirtschaft, die sich bereits gegen Ende 2019 hin etwas träger gezeigt habe. Hinzu komme, das Notenbanken und Regierungen gerade auf Angebotsschocks nur begrenzt mit Stimuli reagieren könnten.

Der IWF hat am Wochenende neue Berechnungen zur erwarteten Konjunktentwicklung bekannt gegeben. Demnach erwartet er für 2020 nur noch ein chinesisches Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent statt der noch im Januar vorhergesagten 6,0 Prozent. Und das Wachstum der Weltwirtschaft werde wegen des Coronavirus voraussichtlich 0,1 Prozent geringer ausfallen.

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